Mittwoch, 19. Juli 2023

Königsetappe heil überstanden

19.07.2023 Mussidan - Sainte-Foy-la-Grande (34 km, 7:30 Std)

Die innere Uhr hat uns nicht im Stich gelassen. Um 6 Uhr herrscht bereits in allen drei Zimmern Aufbruchstimmung. Wir werden nicht hier vor Ort frühstücken, sondern das Walnussbrot von gestern Abend und den Camembert unterwegs an einem geeigneten Platz verzehren. Die Belgierinnen lassen sich etwas mehr Zeit, sie werden nicht ganz so weit laufen wie Frédéric und wir. 6:40 Uhr: wir stehen vor der Tor und los geht es. Wir sind erfreut über die kühle Temperatur uns kommen ganz gut vorwärts. Wir unterhalten uns angeregt mit Frédéric und bemerken gar nicht, wie die Kilometer an uns vorbeifliegen. Dann tritt Jörg auf die Bremse und wir machen etwas langsamer. Das macht Sinn, denn mit 34 Kilometern liegt die längste Strecke der diesjährigen Pilgertour vor uns. 

Unser französischer Pilgerfreund läuft nun etwas weiter vor uns, wartet aber auch mal auf uns. Mitten im schattigen Wald macht er dann eine kurze Pause, während wir noch etwas weiterlaufen. Etwas weiter finden wir bei Kilometer 12 an einem Marienbildstock einen Pilgerrastplatz, den wir gerne annehmen. Der Käse schmeckt hervorragend mit dem Walnussbrot. Dann sehen wir Frédéric auf uns zu kommen, er grinst und sagt, das er das von den Deutschen kenne, sich etwas bequemes zu suchen, um Pause zu machen. Wir lachen alle herzhaft. 

Wir pausieren noch etwas und Frédéric geht weiter. Nach zwanzig Minuten packen wir auch zusammen und gehen wieder auf die Piste. Unser nächstes Ziel wird der Campingplatz Bazanges sein. Diesen erreichen wir kurz nach 12 Uhr, wir haben jetzt etwas mehr als einen Halbmarathon hinter uns. Am Campingplatz kommt uns Frédéric entgegen, er hatte schon zwei Kaffee getrunken. Jörg und ich haben uns inzwischen entschieden, morgen die längere Strecke nach Saint-Ferme zu machen und fragen ihn, ob er uns bei der Reservierung behilflich sein könnte. Kalt, macht er. Bei dem Telefonat kommt dann heraus, das unsere Gastgeberin richtig gut Deutsch spricht. Wir verabschieden uns von Frédéric, der noch darauf hinweist, dass es in Port-Sainte-Foy-et-Ponchapt einen Strand gibt, vielleicht sehen wir uns dort, aber spätestens morgen in der Herberge. Wir trinken noch ein Cola-Bier und machen uns dann gegen 13 Uhr auf die letzten 12 Kilometer.

Diesen Abschnitt verlangt noch einmal einiges von uns. Es sind einige Steigungen zu bewältigen und die Sonne wird zudem wieder stärker. Wir haben Glück, dass der Wind etwas von der gefühlten Hitze wegnimmt und so das Gehen etwas angenehmer macht. Nun befinden wir uns allmählich in dem hiesigen Weinanbaugebiet, wo vor allem weiße Trauben wachsen. Auf Höhe eines Gite d‘étape in Calabre, wo wir eigentlich ursprünglich übernachten wollten, verlaufen wir uns erstmals in diesem Jahr. Ausgerechnet an dem entscheidenden Abzweig fehlt eine Markierung und wir laufen geradeaus weiter. Zum Glück bemerkt Jörg sehr schnell, dass etwas nicht stimmt und wir kehren um. Ansonsten ist die Markierung des Weges vorbildlich.

Durch Weinberge geht es allmählich abwärts an den Fluss Dordogne, der ziemlich flach in seinem Bett dahinfließt. Mehrere Angler stehen mitten im Fluss und hoffen auf einen guten Fang. Wir passieren den Strand, der aber für uns zu weit entfernt ist, und überqueren danach den Fluss nach Sainte-Foy-la-Grande. Nicht weit von der Brücke befindet sich unsere Unterkunft L‘Esprit d‘Enzam, die wir um 15 Uhr erreichen. Unsere Gastgeberin Sandrine kommt etwas später, wir werden von der Familie begrüßt und in unser sehr geräumiges Zimmer geführt. Wir können sogar unsere Wäsche in der Maschine waschen und bekommen etwas zu essen. Es war ein schöner Abend im Kreise der Familie, wir wurden richtig verwöhnt. Dabei erfahren wir auch, dass die Großmutter von Sandrine aus Alzey stammt. Die Welt ist halt ein Dorf. 


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