Donnerstag, 13. Juli 2023

Halbe Strecke ist halbes Leid

13.07.2023 Flavignac - Bussiere Galant (18,5 km, 4 Std)

Nach einem sehr heissen und einem eher kühl-durchnässten Tag werden wir den Plan für heute völlig umwerfen. Ursprünglich waren 32 Kilometer bis nach La Coquille (= Muschel) angefacht, aber wie waren der Ansicht, etwas Erholung nach 150 gelaufenen Kilometern wären nun angebracht. Doch wie kürzt man eine Strecke ab, wenn es an Verkehrsmitteln mangelt. Busse? Fehlanzeige. Taxi? Zu teuer. Bahn? Fehlender Bahnhof. Dann bleibt nur, daraus eine vernünftige Mixtur zu finden. Die bestand für uns heute aus einer verkürzten Etappe bis Bussiere Galant, das gar nicht an der Via Lemovicensis liegt - hat aber einen Bahnhof, von dem zweimal am Tag ein Zug in Richtung Périgueux fährt.

Damit wir den Zug um 12:08 Uhr nicht verpassen (die nächste Verbindung gibt es  erst ab 17:43 Uhr per Bus), brechen wir schon um 7:00 Uhr, bringen aber noch den Schlüssel für die Herberge zur Mairie. Nach drei Kilometern auf einer Landstraße mit nicht immer präsenten Autofahrern erreichen wir Les Cars, wo wir in einer Bäckerei ein paar Croissants kaufen und dieses nahe der Ruinen des Château von Cars verzehren. Dann folgen wir wieder den bekannten Zeichen und werden von den gestrigen spanischen  Radpilgern überholt. Doch schnell stellen wir fest, dass wir auf der falschen Route sind. Ab Les Cars wählen wir einen anderen Weg, um zum Bahnhof zu gelangen. Dazu müssen wir auf einen zum Teil sehr steilen Berg auf 544 Meter klettern. Hier machen wir halt etwas langsamer, bis wir den 1959 errichteten Sendemast erreichen. Unterwegs wurden wir im flacheren Teil des Anstiege von einem Gemeindearbeiter mit einem kleinen Traktor überholt, der freundlicherweise das Gras stutzte und umgestürtzte Äste absägte. Womit haben wir das nur verdient. 

Es wird nun etwas entspannter, da es leicht abwärts geht. Trotzdem verpassen wir wiederum einen Abzweig. Der Mann, der für die Navigation zuständig ist, hat heute anscheinend keinen guten Tag. Über Waldwege und später wieder auf Asphalt geht es vorwärts. Und dann laufen wir ein drittes Mal an einem Abzweig vorbei, können aber über eine Straße zum Bahnhof gelangen. Wir sind natürlich eine Dreiviertelstunde vor der Abfahrt dort, aber besser zu früh als gar nicht. Die Fahrt in dem vollen Zug dauert lediglich 7 Minuten - wir steigen gegen 14:15 Uhr in La Coquille aus. Zunächst schauen wir uns die Herbergen an, danach gönnen wir uns in einem Restaurant in der Nähe des Bahnhofs eine sehr leckere Pizza Cannibal. Danach heißt es warten, bis uns jemand um 16 Uhr in das Refugio einlässt.

Zu unserer Überraschung öffnet sich die Türe der Herberge bereits eine halbe Stunde früher und wir werden von den beiden Hospitaleros, Jaqueline und Philippe aus Nantes, einem Paar in unserem Alter, herzlich begrüßt. Er spricht sehr gut Englisch, sie ein klein wenig. Die Räumlichkeiten sind hell und sehr sauber und es gibt Platz für maximal sechs Pilger. Jörg und ich richten uns ein und nutzen gerne die Waschmaschine. Gegen 19 Uhr gibt es Abendessen, das wir draußen im Garten einnehmen. Während dem Essen kommt noch Tom aus Belgien dazu, will aber nur einen Stempel. Der 19jährige ist auf dem Rückweg von Santiago. Nun haben wir uns alle fünf sehr viel zu erzählen - ein toller Abend! 


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