Freitag, 14. Juli 2023

Nichts geht am Nationalfeiertag

14.07.2023 La Coquille - Thiviers (18 km, 4 Std)

Wir werden auf unserer diesjährigen Pilgertour wieder reichlich beschenkt, dass wir es gar nicht glauben können. Jeden Tag begegnen uns fremde Menschen, die nach dem Abschied gar nicht mehr fremd sind. So auch heute wieder. Philippe bereitet für uns liebevoll ein Frühstück vor und wir setzen unsere Unterhaltung von gestern Abend unterbrechungsfrei fort. Jaqueline schläft derweil noch und wir fragen uns, ob Tom gestern noch gut im 17 Kilometer entfernten Chalus angekommen ist. Dann wird es auch für uns Zeit, dieses so toll betreute Refugium zu verlassen. Wir verabschieden uns von Philippe und ziehen in die Morgenkühle davon.

Das Wetter meint es gut mit uns und der Wegeverlauf ebenso. Straße sowie Feld- und Wiesenwege wechseln sich ab und wir kommen sehr gut voran. Unsere erste Rast legen wir erst nach 10 Kilometern ein. In dieser Zeit lese ich noch einmal auf dem Smartphone die Druckvorlage der Neuauflage des Pilgerführers für den Linksrheinischen Jakobsweg durch und finde sich noch einige Stellen, die korrigiert werden müssen. Die Zeit eilt hierfür, denn kommenden Dienstag steht der Drucktermin an, sodass am 21. August die Veröffentlichung erfolgen kann. Nach der ausgiebigen Pause ziehen wir weiter durch unendliche Natur, die so durch so gut wie keinen Zivilisationslärm gestört wird. 

Zwischendurch bekomme ich die Nachricht, dass unser früherer Religionslehrer, Pfarrer Josef Ernst, am Mittwoch nach langer Krankheit verstorben ist. In Thiviers werde ich eine Kerze für ihn entzünden. Wenige Kilometer vor unserem heutigen Ziel legen wir eine weitere Pause ein. Leider trennt uns ein verschlossenes Tor von dem verlockenden See, sodass wir uns davor im Gras niederlassen. Auch jetzt bleiben wir eine gute halbe Stunde hier, bevor es auf das letzte Stück Weg geht. In Thiviers finden wir nach einem kleinen Umweg unsere Unterkunft Gite d'étape L'Abeille und ich rufe unseren Gastgeber David wie gewünscht an. Er gibt mir  telefonisch eine Einweisung in die Unterkunft, deren Eingangstür geöffnet ist. Er wird erst später bei uns sein. Die Unterkunft ist liebevoll und großzügig eingerichtet, es finden hier zehn Pilger Platz. Gegen 16:30 Uhr kommt David zu uns, er ist schon ein tougher Kerl. Seit zehn Jahren baut er das Haus selbst um und hat auch noch ein paar Bienenvölker. So besteht sein "Pilgerstempel" auch aus einer gemalten Biene. Dankenswerterweise reserviert er für uns noch die morgige Unterkunft in Sorges.

Da Frankreich heute seinen Nationalfeiertag begeht, sind alle Restaurants geschlossen und niemand auf der Straße. Zum Glück hat der Supermarkt in der Nähe geöffnet. Wir kaufen ein paar Sachen für das Abendessen ein - es gibt Canneloni und Tomatensalat - und spüren, dass es inzwischen ganz schön warm geworden ist. Ich mache noch einen kleinen Spaziergang durch Thiviers und stelle in der Église Notre Dame de l'Assomption vor den Marienstatuen von Lourdes und Fatima je eine Kerze für meine Lieben und für Pfarrer Ernst auf. Nach dem Abendessen kommt David nach getaner Arbeit auf dem Dach noch zu uns und wir trinken zusammen ein Bier. Es steht uns morgen frei, wann wir das Haus verlassen. Da es "nur" um die 22 Grad werden soll, wird es wohl etwas später als zuletzt.


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