Donnerstag, 2. September 2021

Wieder zu Hause

Heute Nacht ging es richtig zur Sache. Bis 3 Uhr wurde in unserer Straße gefeiert. Das war anscheinend selbst einen Einwohner zuviel, der anscheinend dafür gesorgt hat, dass endlich Ruhe einkehrte. Der Tag ist ziemlich durchgeplant. Um 7 Uhr stehen wir auf und machen uns fertig. Frühstück gibt es um 8 Uhr, danach packen wir alles zusammen und machen noch einmal die Beine lang. Gegen 9:20 Uhr verlassen wir das Hotel und gehen mit geschulterten Rucksäcken zur nahe gelegenen Bushaltestelle. Wir bekommen sogar schon einen Bus früher als geplant. Das Busticket kostet nur 1 Euro, die Fahrt dauert eine gute halbe Stunde. Das nenne ich attraktiv. Im Bus werden wir von einer jungen Frau angesprochen, die aus Berlin stammt. Sie ist den Camino Portugues da Costa gelaufen, es war ihr erster Jakobsweg. Durch die Unterhaltung merken wir gar nicht wie die Zeit rumgeht. 

Am Flughafen sind wir natürlich jetzt viel zu früh. Auf meine Nachfrage dauert es bis zum Check-In noch eine ganze Stunde. Am Schalter werden wir auch zum ersten Mal nach einem Impfnachweis gefragt. Die Wartezeit bis zum Boarding vergeht eigentlich recht kurzweilig. Gegen 14 Uhr hebt die A320-200 in Richtung Madrid ab und landet dort nach einer Stunde Flugzeit. In Madrid haben wir jetzt noch eine weitere Stunde bis zum Boarding unseres Weiterfluges nach Frankfurt. Dazu müssen wir allerdings noch zum Terminal 4S. Gemäß der Anzeige auf den Hinweistafeln dauert der Weg dorthin vierzehn Minuten inklusive einer U-Bahn-Fahrt. Leider gibt es in der Nähe des Gates keine Möglichkeit, etwas Essbares zu kaufen. Wir können lediglich auf das Angebot eines Automaten zurückgreifen - aber besser als gar nichts zwischen die Zähne zu bekommen. Das Boarding beginnt pünktlich, es wird aber wohl noch auf Passagiere von anderen Flügen gewartet, sodass der Abflug sich mit 16:50 Uhr ein wenig verzögert. Erstmals sitzen wir übrigens in einer Bombardier CRJ700, die nicht ganz ausgebucht ist.

Nach der Landung in Frankfurt im 18:55 Uhr stellt sich dort für uns eine weitere Herausforderung. Durch den erneuten Streik der Lokführergewerkschaft fällt der von uns vorgesehene Zug nach Montabaur aus. Wir hoffen, mit dem gleichen Ticket mit einem anderen Zug nach Koblenz fahren zu können. Das ist auch tatsächlich möglich. Im Reisezentrum bekommen wir eine neue Verbindung mit Umstieg in Ingelheim und einen entsprechenden Vermerk auf das Ticket. Um halb elf Uhr sind wir wieder zu Hause angekommen. Ein langer Tag geht zu Ende. 

Fazit zum diesjährigen Camino Portugues:
+ es war toll, einmal mit Susanne unterwegs zu sein und ihr einmalive zu zeigen, wovon ich sonst nur erzählt habe
+ ich würde mich freuen, wenn wir das noch einmal wiederholen könnten, dann würden wir allerdings für sie den Gepäcktransport in Anspruch nehmen
+ COVID hat den Camino verändert, sowohl auf dem Weg als auch in Santiago; hier sind insbesondere die veränderten Formen der Pilgergottesdienste und zu nennen
+ sehr viele Spanier unterwegs (es waren ja noch Ferien), aber ganz wenig Internationalität 
+ einige mir bekannte Bars sind nicht oder nicht mehr geöffnet und auch in den Markthallen hatten viele Händler geschlossen

Mittwoch, 1. September 2021

Kulturprogramm Teil 2

Wir beginnen den Tag mit der Teilnahme am Gottesdienst der deutschen Pilgerseelsorge in der Igrexa San Fiz de Solovio. Dieses stammt noch aus der Zeit des ersten Kathedralbaues im 12. Jahrhundert und ist damit eine der ältesten Kirchen in Santiago. Eine Vorgängerkirche existierte bereits im 10. Jahrhundert. Die Überlieferung besagt, dass der Einsiedler Pelayo hier betete, als er die Sternenlichter sah, die auf die Stelle des Grabes des Apostels Jakobus hinwiesen. Am Gottesdienst nehmen außer uns noch drei Österreicher aus der Nähe von Innsbruck teil. Der Gottesdienst wird von dem jungen Pfarrer in einer sehr ansprechenden Art gehalten und ich darf die Lesung vortragen. Im Anschluss bekommt jeder noch einen persönlichen Segen erteilt.

Nach dem Frühstück in unserem Hotel beginnen wir mit einer weiteren Besichtigungstour. Zunächst besuchen wir das Museo das Peregrinacion e de Santiago, das kostenfrei ist. Dort wird mittels interessanter Exponate die Entstehung der Jakobuspilgerschaft und die Entwicklung der Stadt Santiago dargestellt. Es gibt viele Jakobus-Skulpturen, Gemälde und Kultgegenstände zu sehen, aber auch Artefakte aus den einzelnen Phasen der Stadt und der Kathedrale. Die entsprechenden Erklärungen gibt es auch in englischer Sprache. Vom obersten Geschoß hat man einen Ausblick auf das Dach der Kathedrale, das man wie den Torre de la Carracas, den Nordturm, übrigens auch besteigen kann. 

Danach gehen wir weiter zum Monasterio San Martin Pinario. Das Benediktinerkloster entstand um das Jahr 900 und wuchs im Laufe der Zeit sehr stark an, bis es das größte und reichste Kloster in Galicien war. Von der damaligen Kirche blieb nichts mehr bestehen. Das heute zu sehende Gotteshaus mit seinem prächtigem Barockaltar und dem imposanten Chorgestühl besetzt den Betrachter ins Staunen. Neben der Kirche kann man die sehr große Sakristei, die Druckerei, die Reliquienkapelle oder die Apotheke anschauen. Heute dient das Klostergebäude noch als Priesterseminar und in ihr sitzt u.a. die theologische Fakultät der Universität von Santiago. Einen besonderen Blick auf den Hauptaltar bietet die hoch oben eingebaute Empore mit einem weiteren kompletten Chorgestühl. Und nebenan befindet sich ein Hotel mit Pilgerherberge.

Damit soll es auch mit dem Besichtigungsprogramm gut gewesen sein. Wir gehen nochmals auf den Plaza de Obradoiro, und beobachten noch eine Weile ankommende Pilger. Am meisten erfreuen wir uns, wenn große Gruppen auf den Platz einziehen, zum Teil mit Gesang. Zumeist wird von den anwesenden Pilgern ein kräftiger Applaus gespendet. Jedoch sieht der Platz nicht mehr so aus, wie gestern, denn hier wird gerade einiges aufgebaut. Am Sonntag endet auf dem Platz die diesjährige Vuelta, die Spanien-Rundfahrt für Radprofis, mit einem Einzelnzeitfahren. Da rücken die ankommenden Pilger an diesem Tag in den Hintergrund. Um 15:15 beginnt es leicht zu tröpfeln und wir verziehen uns in Richtung Hotel. 

Irgendwie waren die letzten Tage doch in gewisser Weise anstrengend, denn es folgt ein kurzer Nachmittagsschlaf. Wir machen uns dann aber noch einmal auf den Weg zur Kathedrale, um an dem spirituellen Rundgang der deutschen Pilgerseelsorge teilzunehmen. Früher wurde tatsächlich um die Kathedrale herumgegangen, doch inzwischen haben sich Touristenführer darüber beschwert. Nun geht man mit der Gruppe in den Kreizgang, der sonst nur über das Museum erreichbar ist. Wir sind heute zu zehnt und erhalten interessante Aspekte zu den Portalen und den dort vorhandenen Figuren. Nach einer guten Stunde verabschieden wir uns mit einem herzlichen Dank und kehren zur Unterkunft zurück. Wir kehren aber direkt wieder in das Restaurant ein, in dem wir schon gestern waren. Dort fühlen wir uns wohl und es herrscht eine sehr gastfreundliche Atmosphäre. Dieses Mal bekommt Susanne beim Bezahlen sogar ein fünfblättriges Kleeblatt. Beim nächsten Santiago-Besuch steht jetzt schon fest, wo am Abend gegessen wird.