3. Etappe: Bodenaya - Borres (30 km, 6:45 Std)
Das kann heute nur ein guter Tag werden. Um Punkt 7:00 Uhr werden wir mit einem Ave Maria aus den Lautsprechern sanft geweckt. So allmählich kommt Bewegung in die Herberge, und auch ich stehe sofort auf und kümmere mich um meine Sachen. Zunächst gehe ich nach unten und finde dort in der sorgsam gefalteten, aufgereihten und vor allem sauberen Wäsche auch meine Kleidungsstücke, die ich gestern zum Waschen abgegeben habe. Nachdem ich meinen Rucksack verpackt habe, nehme ich ein kleines Frühstück zu mir. Um 7:45 Uhr bin ich abmarschbereit. Ich verabschiede mich von David, der anscheinend keinen seiner Gäste loslassen möchte. Es war mir eine sehr große Freude, ihn kennengelernt zu haben und in seiner Herberge übernachten zu dürfen. Hier lebt Camino-Atmosphäre, wie man sie sich wünscht. Der Aufenthalt in Bodenaya wird mir für die nächsten Tage Kraft und Motivation geben. Als ich schließlich aus der Herberge trete bin ich erstaunt, denn am Himmel sind nur noch vereinzelt Wolken und relativ viel Blau zu sehen. Ich bin frohen Mutes, dass trotz der Vorhersage von gestern, das Wetter einigermaßen mitspielt und es auch ohne Nebel einiges zu sehen gibt.
Zunächst geht es einmal mehr über matschige Wege, so dass meine Schuhe wieder eher braun als grau aussehen. Nach einer guten Stunde Gehzeit gelange ich an einen umgebauten asturischen Horrero, in dem eine Pilgerrast eingerichtet wurde. Dort gibt es auch Getränke- und Snackautomaten, deben ich eine Dose Elektrolytgetränk entnehme.
Der Camino führt mich nun über schsttige Wald- und Hohlwege ohne großartige Höhenunterschied, die doch aber immer wieder durch matschige Abschnitte unterbrochen werden. Ich warte eigentlich nur darauf, dass ich einmal mit einem ganzen Fuß im Matsch versinke. Beinahe zum Problem wird dann seltsamerweise die Überquerung eines Bache, der mitten über den Weg kreuzt. Ausgerechnet hier rutsche ich auf einem Stein aus und hole mir beinahe nasse Füße. Doch zum Glück ist die Imprägnierung meiner Schuhe noch so intakt, dass keine Feuchtigkeit durch das Obermaterial eindringt .
Bald tut sich vor mir die nächste Matschprüfung auf, und wenn ich das richtig überblicke, auf einer Länge von rund 150 Metern. Es ist nirgendwo eindeutig erkennbar, wo sich bereits andere Pilger ihren Weg gebahnt haben. Also entscheide ich mich für die linke Seite. Nur ganz selten entdecke ich vor mir einen Stein, auf den ich meinen Fuß sicher abstellen kann. Ansonsten muss ich mich mit meinen Stöcken so abstützen, dass ich einen großen Schritt machen kann. Das glückt nicht immer. Hin und wieder rutsche ich auch einmal ab und versinke fast bis zum Knöchel im Schlamm. Einmal verliere ich kurz den Halt und lande mit meinem linken Arm im, aber ich habe mir keine Verletzung zugezogen. Irgendwie komme ich aus dieser Natschgrube heraus und bin froh, dass mir nichts passiert ist. Ich hoffe, dass der Matsch jetzt allmählich weniger wird, allerdings befürchte ich das Gegenteil.
Gegen 10:45 Uhr Uhr erreiche ich Tineo und laufe durch eine kleine Allee in die Stadt hinein. Dabei komme ich an einer Pilgerstatue vorbei, die ich natürlich auf einem Foto festhalten muss.
Inzwischen haben die Wolken wieder etwas zugenommen, doch es herrscht eine angenehme Temperatur mit guten äußeren Bedingungen für den heutigen Pilgertag.
Nach einem asphaltieren Abschnitt steigt der Weg um rund 300 Höhenmeter an und ist fast ständig mit einem breiten Rinnsal und dem gewohnten Schlamm versehen. Ich bin verwundert, dass ich trotzdem gut voran komme. Zu meiner Freude geht es nun auf den nächsten Kilometern wieder leicht abwärts. Zwei Kilometer vor Campiello treffe ich Lis sowie Marie aus dem Schwarzwald und ihre sehr gut Deutsch sprechende spanische Freundin. Wir laufen gemeinsam nach Campiello, der Weg führt entlang einer Landstraße. In eine Bar gönnen wir uns ein kühles Bier und ich kaufe noch ein paar Kleinigkeiten für den morgigen Tag ein. Lis ist inzwischen schon aufgebrochen, aber sie hat ihren eigenen Schritt drau, dem ich nicht aufnehmen möchte. Nach rund zweihundert Metern merke ich, dass ich meine Stöcke in der Bar vergessen habe und kehre noch einmal um. Die beiden Freundin haben sich für die Südvariante entschieden und haben jetzt noch rund zehn Kilometer vor sich. Bis Borres laufe ich noch einmal an der Landstraße entlang und als krönenden Abschluss durch Matsch. Bevor ich in die Herberge gehe, muss ich zu einer Bar weiterlaufen, um mich anzumelden. Dort werden wir wohl später noch etwas essen. Gegen 15:00 treffe ich in der einfachen Herberge ein. Danach suche ich mir ein Bett aus, befreie meine Schuhe vom Dreck, wasche und dusche. Dann taucht auch noch Thorsten auf und bekommt eines der letzten Betten. Außerdem sind in der Herberge neben einem Ehepaar aus Franken noch Gäste aus Italien, Spanien, Russland und Argentinien vor Ort. Mit dem russischen Pilger und Thorsten gehen wir in die kleine Bar zum Abendessen. Es gibt eine leckere Gemüsesuppe, Tomaten mit kleinen Sardinen und Tortilla. Dazu machen wir zwei Flaschen Sidra leer. Unser russischer Freund kann nicht besonders gut Englisch, seine Kenntnisse stammen aus Computerspielen. Zudem nutzt er hin und wieder eine Übersetzungsapp. Trotzdem funktioniert die Verständigung ganz gut.
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