Montag, 12. Juni 2017

Erster Tag vergeht wie im Flug

Porto - Angeiras (24,2 km)

Das Abenteuer kann beginnen. Ich stehe um 2:15 Uhr auf und verabschiede mich von meiner lieben Frau. Knapp 20 Minuten später verlasse ich das Haus. Draußen hat es 20 Grad und es wegt ein kühler Wind.  Es ist ruhig. Nur vereinzelt fährt ein Auto an mir vorbei und im vorbeigehen ist an einem Haus erkennbar, dass noch jemand vor dem Fernseher sitzt. Am Himmel ist eine mehr oder weniger dichte Wolkendecke erkennbar, durch die der  volle Mond manchmal zu sehen ist.
Als ich nach gut zwei Kilometern Marsch durch den Koblenzer Bahnhof laufe, wird die dortige Stille nur vom Betriebsgeräusch der ungenutzten Rolltreppe durchbrochen. In der Bahnhofshalle haben sich einige Menschen auf den wenigen Sitzmöglichkeiten breit gemacht und schlummern vor sich hin. Schließlich erreiche ich den Busbahnhof um 3:07 Uhr und bin leicht angeschwitzt.
Der Bus zum Flughafen Hahn fährt schon acht Minuten später ein und ich löse als erste ein Ticket . Um 3:30 Uhr setzt die Fahrerin den Bus mit mir und noch zwei weiteren Fahrgästen in Bewegung. Am Flughafen verpacke ich meinen Rucksack in eine Schutzhülle und gebe ihn am Drop Off-Schalter ab. Die Sicherheitskontrolle passiere ich ohne Probleme und kaufe mir dann ein belegtes Brötchen zum Frühstück.
Direkt gegenüber von mir sitzt ein Pärchen, das ich anspreche und einen Volltreffer lande. Auf meinen Post auf Facebook - mein eingepackter Rucksack - hat sich auch Brigitte aus der Nähe von Aschaffenburg gemeldet und sie schrieb , sie und ihr Mann säßen im selben Flieger. So unterhalte ich mich mit ihr und Michael an wenig und die Zeit bis zum Boarding vergeht wie im Flug.  Zwei älteren Damen bin ich bei einem Foto behilflich, auch sie haben den Caminho Portugues vor sich, wie mindestens zehn weitere Fluggäste ebenfalls.
Auch der Flug vergeht wie im Flug - ruhig und ohne Zwischenfall - und meistens hatte ich die Augen dabei zu. Um 9 Uhr 18 Uhr landen wir in Porto, nach Ortszeit ist es dort aber erst 8:18 Uhr. Wir bekommen sehr rasch unser Gepäck zurück und sind abmarschbereit. Ich verabschiede mich von Brigitte und Michael, denen ich mich nicht aufdrängen möchte. Auf dem Bahnsteig der Metro mache ich noch ein Foto, und dann will meine Kamera nicht mehr. Das Objektiv bleit einfach ausgefahren und wilk sich nicht mehr vom Fleck rühren. Auch der Wechsel des Akkus bringt keine Verbesserung des Situation.  Das hat mir jetzt noch gefehlt. Dann muss ich jetzt wohl mit dem Handy fotografieren.
Im Zentrum angekommen besorge ich mir in einem Supermarkt zwei Flaschen Wasser und anschließend im Hard Rock Cafe noch zwei Pins. Dann wird es Zeit , zur Kathedrale zu gehen, die um 10 Uhr geöffnet hat, um den ersten Stempel zu empfangen. Da treffe ich auch Brigitte und Michael wieder und wir gehen gemeinsam zum Ufer des Douro. Von dort aus ist die Haltestelle Infante unser Ziel. Die ersten Kilometer werden mit der historischen Electrico zurückgelegt.
An der Endstation trennen sich unsere Wege, da die beiden sich etwas zu essen besorgen möchten. Die Promenade am Atlantik ist heute sehr gut besucht, viele Spaziergänge und Jogger sind unterwegs,  und auch der Strand ist stark belegt. Das Meer ist etwas aufgewühlt und es weht eine ordentliche Brise. Nachdem die Touri-Info von Matosinhos noch geschlossen hatte, bekomme ich meinen Stempel in der kleinen Außenstelle am nördlichen Rand der Stadt.  Hier ist der Atlantik noch aufgewühlter, und Millionen von Wassertropfen bewirken in der Ferne eine trübe Szenerie. Ist man jedoch an der entsprechenden Stelle angelangt, strahlt die Sonne unerbittlich und ungestört vom Himmel herab. Von weitem ist jetzt der markante Obelisk zu sehen, an dem ich meine erste Rast einlege. Eigentlich viel zu spät, geht es mir durch den Kopf. Das muss ab morgen anders werden. Es gesellt sich ein junger Mann aus der Nähe von Kaiserslautern zu mir und wir quatschen ein wenig. Während wir an Obelisken sitzen, gehen zwei Mädels und ein Pärchen an uns vorbei, die ich aber bald wieder einholen werde.
Ich verabschiede mich von meinem Gesprächspartner und starte zu den letzten rund fünf Kilometern. Gegen 16:00 Uhr und erreiche den Campingplatz Orbitur und werde von der Hospitalera Ulrike empfangen. Die 24,2 km vergingen heute wie im Flug - gut, ein Teil auch in der Electrico. Nach der Erledigung der Formalitäten bekomme ich den Boogie 506 zugewiesen. Ich zahle noch das abendliche Pilgermenü und mache es mir dann in meiner Unterkunft bequem. Klar,  dass zunächst gewaschen wird und ein Besuch im Pool ist auch ein Muss. Inzwischen sind viele der Mobilheime mit Pilgern belegt. In diesem Jahr ist auf dem Caminho Portugues ganz schön was los.
Auf den Weg zum Essen treffe ich erneut Brigitte und Michael, die ihren Tag ebenfalls hier beendet haben.



 





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