26.06.2015: Santiago de Compostela
In unserer schmalen Gasse muss in der Nacht die Hölle gebrannt haben. Es hörte sich an, als würde eine Party direkt unter unsere Fenster stattfinden. Dem war aber wohl doch nicht so - circa 50 Meter unterhalb sind zwei Bars, und so schallte es anscheinend bis zu uns hoch. Ergebnis: mitten in der Nacht aufgewacht, spät wieder eingeschlafen, erst um 8.30 Uhr die Augen wieder geöffnet. Die Folge daraus war, dass ich den deutschen Gottesdienst verpasst habe. Jörg und ich machen uns frisch und suchen und eine Bar, wo es etwas zum Frühstück gibt. Gleich um die Ecke, neben unserer Stamm-Bar, werden wir fündig. Allerdings haben wir dabei ein teures Haus ausfindig gemacht. Anschließend gehen wir zur Praza da Obradoiro, wo alle Pilger ankommen. Als wir den Platz wieder verlassen wollen, höre ich meinen Namen und schaue mich um. Da kommt auch schon Jürgen auf zu und wir begrüßen uns mit einer herzlichen Umarmung. Er ist den Camino del Norte gelaufen, war schon in Fisterra und Muxia und erwartet morgen seine Frau, mit der er noch einmal dorthin pilgern wird. Dann wird es Zeit, in die Kathedrale zur Pilgermesse zu gehen. Jörg ist dieses Mal ein wenig enttäuscht, ich bin jedoch mit ganzem Herzen dabei und genieße jede Minute. Ich bin völlig ergriffen und allmählich komme ich so richtig in Santiago de Compostela an. Beim Verlassen der Kathedrale begegnet uns die von der Schwedin geführte Gruppe aus Kanada und den USA, und auch wir liegen uns direkt in den Armen. Und auf dem Platz gibt es die nächste Überraschung: Klaus aus unserm Koblenzer Pilgerforum kommt mit einem fröhlich Grinsen geradewegs auf mich zu, welch eine Freude. Er war drei Monate von zu Hause aus über Le Puy unterwegs. Schnell werden die Kameras gezückt und der Moment für die Ewigkeit festgehalten. Nebenan bemerke ich unsere Freunde aus Übersee, auch mit ihnen müssen wir noch ein Erinnerungsphoto schießen, bevor wir uns ebenso herzlich verabschieden. Jürgen hat uns den Tipp gegeben, im Franziskanerkloster die dortige Pilgerurkunde abzuholen. Wir machen uns daher auf den Weg dorthin, aber leider ist die Sakristei verschlossen. Auch zwei weitere Versuchen sollen scheitern, schade. So trösten wir uns halt mit einer Portion Pulpo und einem Salat. Im Zentrum treffen wir erneut Jürgen und gehen zusammen ein Bier trinken. Kaum sind ein paar Minuten vergangen, ziehen die Österreicher vorbei, mit denen ich noch ein paar Worte wechsele. Sie freuen sich, dass ich noch einmal zu ihnen gekommen bin. Als Höhepunkt des Tages möchte ich noch einmal am Pilgergottesdienstum 19.30 Uhr teilnehmen. Freitags soll nämlich am Abend der Botafumero geschwenkt werden. Mit Jörg mache ich einen Treffpunkt aus, er will nicht noch eine Messe mitmachen. Später ist er aber doch in der Kathedrale und wir dürfen ein emotionales Spektakel erleben, als der riesige Weihrauchtopf über unseren Köpfen schwingt. Bevor wir den Abend ausklingen lassen, gehen wir noch einmal in Richtung Praza und treffen auf dem Weg dahin Senor Cerveza, wenig später auch noch die Italienerin, allerdings ohne ihren Freund. Zum Abschluß zieht es uns noch einmal auf das Konzertgelände von gestern. Dort gibt es heute Abend etwas rockigere Klänge zu hören.
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