21.06.2015: Von Rubiaes nach Porrino (37 km)
Nach dem entspannten Samstag steht heute für uns die Königsetappe bezogen auf die Länge an. Wir lassen uns um 5.30 Uhr wecken und sind wie geplant um 6.00 Uhr fertig, das Frühstück hat, fast wie immer, Zeit. Draußen ist es noch angenehm frisch und vor allem ruhig. Nur die Hunde in der Nachbarschaft werden unruhig, als wir an ihren Revieren vorbei laufen. Zunächst gehen wir auf der ehemaligen Römerstraße XIX, deren Pflaster teilweise rekonstruiert wurde. Wir legen einen flotten Schritt hin und treffen unterwegs Alex (der übrigens Priester ist, wie wir erfahren haben) und seine Begleiterin sowie Thierry, der schweigsame Franzose, der selten mit anderen spricht. Heute wünscht er uns sogar "Bonjour". Es geht zunächst über holpriges Geläuf mit viel Geröll abwärts. Nach zehn Kilometern treffen wir an der privaten Herberge Quinta Estrada Romana ein und bekommen dort auf Spendenbasis ein Frühstück und Nachschub an Wasser. Noch einmal ungefähr die gleiche Strecke dauert es, bis wir die Grenzstadt Valenca erreichen. Ein geöffneter Supermarkt erfreut uns sehr und wir füllen erneut unsere Wasservorräte auf. Der Jakobsweg bringt uns nun durch die schweren Festungsmauern in die Altstadt, wo schon einige Ladenbesitzer auf neue Kundschaft warten. Die weit geöffneten Tore der Igreja Santa Maria Dos Anjos laden zu einem Blick hinein ein. Die Kirche ist allerdings komplett leer geräumt, da sie renoviert wird. Auf einer der vorgelagerten Bastionen der Festung machen wir unsere nächste Pause, ziehen Stiefel und Socken zum Trocknen aus und legen uns flach ins Gras. Von hier oben hat man einen tollen Blick auf die Internationale Brücke zwischen Valenca und Tui, zwischen Portugal und Spanien. Ja, wir verlassen gleich Portugal, das uns sehr gut gefallen hat. Am Fuße der Brücke treffen wir erneut Alex und Begleitung. Beim Gang über die Brücke habe ich erstmals dieses seltsame Gefühl der Freude auf das Ankommen in Santiago. Wir sind jetzt in Spanien, in Galicien. Hier ist alles anders: die Markierungen des Jakobsweges, die Geschwindigkeit der Autos, aber vor allem auf den ersten Eindruck die Menschen. Wir schauen uns die Kathedrale an, wo ich an meinen verstorbenen Bruder denke, für den heute in meiner Heimat ein Gedenkgotteddienst gehalten wurde. Danach holen wir uns in der Tourist-Info den Stempel ab und marschieren gleich weiter. Die Hitze macht uns schon zu schaffen, aber wir sind tapfer und ziehen das heute durch. An einer Bar machen wir Rast und verdampfen ein großes Bier und eine Cola. Dazu nehmen wir noch eine große Flasche Wasser mit. An einer Stelle hat es wohl Streitereien über die Wegführung gegeben und die Markierungen wurden gegenseitig übermalt. Der ursprüngliche Weg führte über eine Industriestraße, die neue durch schattigen Wald und eine schöne Landschaft. Unterwegs überholen wir einige weitere Pilger, ansonsten ist es hier nicht so belebt. Große Freude bereitet uns ein Unterstand mit einem Getränkeautomat, dem wir die letzten beiden Cola-Dosen entlocken. So langsam sehnen wir uns die Herberge herbei, es geht aber noch zwei Kilometer an einem Bach vorbei - dann sind wir da. Summe des Tages: 37,3 km, circa 4 Liter Wasser, Cola, Bier, salzige Erdnüsse, 4 Pilgerstempel und ein Bett in der Herberge. Nach den üblichen Pflegemaßnahmen sitzen wir jetzt im Restaurant Malosera und warten auf unseren Pulpo.
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