17.06.2015: Von Lavra nach Rates (26 km)
Ich bin schon sehr früh wach heute - deutlich vor der eingestellten Zeit des Weckers - und drehe eine Runde auf dem Campingplatz. Es ist erst 6.30 Uhr, und nach meiner Rückkehr zum Mobilheim stelle ich fest, dass Jörg auch schon wach ist. Also beschließen wir, uns fertig zu machen und loszulaufen. Währenddessen läuft ein Pilger vor uns vorbei, ohne uns zu bemerken. Das muss der Niederländer sein, den Rainer gestern als einzigen weiteren Pilgerauf dem Platz nannte. Um 7.30 täuscht Jörg am Eingang den Schlüssel gegen seinen Pilgerausweis, den er als Pfand hinterlegen musste. Wir verzichten auf ein Frühstück und laufen auf das Meer zu. Zunächst geht es wieder über Holzpfade parallel zum Strand entlang. An einer Stelle ist wohl alles noch ganz neu, denn im Pilgerführer wird der Abschnitt anders beschrieben. Eine kurze Passage ist erst im Entstehen, was für uns eine Kletterpartie über das Gerippe der Konstruktion bedeutet. Wie passieren ein Areal, auf dem eine prähistorische Siedlung ausgegraben wurde und eine Kapelle mit schöner Aussicht steht. Nun erreichen wir das Fischerdorf Vila Cha, wo gerade der Fang der letzten Stunden verarbeitet wird. Danach wird für einige Kilometer gefährlich für uns. Wir bewegen uns am Rande einer Kopfsteinpflasterstraße bis nach Araia und die Portugiesen rasen hier inner- und außerorts, als wenn der Teufel hinter ihnen her wäre. In Araia lassen wir uns in einer Bar um 10.00 Uhr zu einem kleinen Frühstück nieder: wir gönnen uns ein Omelette mit Käse und Schinken, Pilgerstempel inklusive. In Vila do Conde werden wir von dem hochgelegenen Kloster Santa Clara begrüßt, das monumentale Ausmaße hat. In der Folge haben wir es mit einem weiteren Abschnitte der Kopfsteinpflaster-Autobahn zu tun - und die wird hier immer schmaler. Kurz vor Junqueira machen wir eine erneute Verschnaufpause von 30 Minuten. Das tut den von Stiefel und Socken befreiten Füßen richtig gut. Im Ort ist die kleine Dorfkirche geöffnet, einiges weiter die Klosterkirche allerdings noch nicht. Rechts über dem Portal schaut jedoch Jakobus auf uns herab, hier dargestellt mit der Muschel am Hut und dem Evangelium im Arm. Einige Einheimische weisen uns immer wieder den rechten Weg und sind sehr hilfsbereit. Allmählich neigt sich die Etappe dem Ende zu. Wir überqueren die Ponte de Arcos, gehen durch den Ort und erreichen s hon bald die ersten Häuser von Rates. Hier überholen wir einen Spanier, wenig später eine junge Polin. Mitten im Ort befindet sich die Albergue de Sao Pedro de Rates. Dort sind schon einige andere Pilger eingetroffen und teilen uns mit, dass Maria, die Hospitalera, erst um 17 Uhr da sein wird. Das heißt für uns, 2:30 Stunden warten. Wir nutzen diese Zeit, und ein Bett auszuwählen, zu duschen und zu waschen. Dazwischen spreche ich ein wenig mit Joan aus Massachusetts/USA sowie Jan, "unserem" Niederländer. Auch ein kühles Bier aus dem benachbarten Laden hilft weiter, die aktuellen Temperaturen um die 30 Grad zu ertragen. Inzwischen sind noch weitere Belgier, Spanier, Polen, Deutsche, Italiener und Ungarn angekommen. Später schauen wir uns die Igreja Sao Pedro aus dem 12. Jahrhundert an und lassen uns eine Pizza schmecken.
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