Donnerstag, 18. Juni 2015

Umwege sind manchmal doch lohnend

18.06.2015: Von Rates nach Portela de Tamel (27 km)

Meine erste Nacht in einer Albergue war sehr unruhig. Jörg und ich haben uns gestern schon um kurz nach neun Uhr in unsere Betten begeben. Das ungarische Pärchen hatte noch lange nichts besseres zu tun , als sich flüsternd zu unterhalten - aber mitbekommen habe ich das Gespräch und konnte nicht einschlafen. Als dann noch die anderen ins Zimmer kamen, war ich noch immer wach. Irgendwann mus ich dann dich eingeschlafen sein, obwohl ein polnisches Sägewerk in der ganzen Nacht in Betrieb war. Das nächste, das ich wahrnehme, ist eine aufkommende Unruhe - es ist kurz vor sechs Uhr. Jörg und ich hatten vereinbart, dann auch aufzustehen, zu packen und loszugehen. Gute 30 Minuten später ist es dann soweit und wir laufen in die aufgehende Sonne. Unser Frühstück wollen wir erst später in einer Bar zu uns nehmen. So marschieren wir auf den bestens markierten Wegen - heute sind es neben Kopfsteinpflaster auch mal normale Feldwege, meist umrandet von Mauern - dabei. Von einer höher gelegenen Hausmauer grunzt uns sogar ein schwarzes Schwein an. Nach rund 7 Kilometern kehren wir in Antonios Bar in Pedra Furada ein und bestellen uns ein Baguette mit Käse und Tomaten und sind überwältigt, als es vor uns steht. Den Pilgerstempel gibt es noch gratis dazu. Nach der Pause entscheiden wir uns für den Alternativweg unseres Führers und werden nach einem Anstieg mit der hübschen Kirche Sta. da Franqueira und einem nicht minder schönen Ausblick bis an die Küste des Meeres belohnt. Es geht nun rasch in Richtung Barcelinhos. Dabei sind mir schon öfter Kanaldeckel aufgefallen, die das Zeichen einer Manufaktur in Pont-a-Mousson an der Mosel auf dem Jakobsweg von Trier nach Vezelay tragen. Pilgern verbindet halt! In Barecelinhos holen wir uns in der Herberge der Bergfreunde einen Stempel ab  und überqueren die Brücke über den Fluss Cavado. Ich besichtige kurz die Igreja Matriz, bevor wir weiter durch die belebte Stadt schlendern. Vor uns sehen wir Jan, den Niederländer, den wir aber durch unseren kurzen Stop in einem Supermarkt verlieren. Wenig später machen wir endlich die schon lange geplante Pause: Rucksack absetzen, Schuhe aus, Socken aus, lang gemacht und entspannen. Währenddessen ziehen zwei Spanier und Jan an uns vorbei. Pünktlich nach 30 Minuten geht es weiter, und nur wenig später werden gerufen: Jan kommt aus einer Bar heraus, wo er sich erfrischt hat. Der 69-jährige bleibt ein wenig bei uns, fällt dann aber zurück, da wir einen anderen Schritt darauf haben. Das letzte Stück fordert uns noch einmal richtig, denn es geht langgezogen bergauf und die Temperaturen liegen bei 32 Grad. Schließlich erreichen wir erschöpft die Herberge Recoleta in Portela de Tamel und werden von der Vertreterin des Hospitaleros in Deutsch empfangen. Später kommt Carlos noch dazu und übernimmt den Empfang. Beide sind sehr engagiert bei der Sache. Übliches Ritual: duschen, waschen, erfrischen und später essen gehen. Inzwischen füllt sich die Herberge. Neben einem Amerikaner und den beiden Spaniern von unterwegs, treffen allmählich Jan, weiterhin von gestern drei der Polen, die beiden Ungarn, der Spanier und Joan, die Amerikanerin ein.

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