Heute gibt es einige Veränderungen. Wir starten in einen neuen Monat, wir wechseln in ein anderes Land und damit von obrigado zu gracias,wir trinken nicht mehr Super Bock sondern Estellq Galicia und außerdem hinken wir mit der Uhrzeit nicht mehr eine Stunde hinterher. Es ist unser letzter Tag in Portugal, was wir sehr bedauern. Wir haben uns hier sehr wohl gefühlt in der tollen Landschaft und den netten Menschen.
Da unser Boot über den Rio Minho über die Landesgrenze für 12:30 Uhr gebucht ist und wir bis Caminha noch 19 Kilometer zu laufen haben, stehen wir früh auf. Früh heißt für uns heute 6:00 Uhr. Während wir uns im Aufenthaltsraum vorbereiten, zeigt uns eine Italienerin ihre schlimmen Blasen. Da sie aber außer ihrer Muttersprache keine andere kann, wird es schwierig für uns, ihr zu helfen. Später erfahren wir von Jonathan, dass er sie mit Blasenpflaster versorgt hat. Wir verlassen um 6:30 Uhr die Herberge und werden sich prompt von einem Hahn aus Carreço verabschiedet. Es ist noch stockdunkel, aber unser Weg führt zunächst über beleuchtete Straßen - gepflastert natürlich mit Kopfsteinen. Nach einer guten halben Stunde beginnt die Morgendämmerung und es wird etwas einfacher, über den mit grobem Gestein belegten Waldweg zu gehen. Die Augen gewöhnen sich rasch an die verschiedenen Lichtverhältnisse und wir sind zudem sehr vorsichtig, dass auch ja nichts passiert. Als die Sonne aufgeht, beginnen in der Umgebung die Hähne einen kleinen Wettstreit.
Kurz vor Afife sind wir etwas vom Weg abgekommen, werden aber von einem freundlichen Herrn am Fester auf unseren Fehler hingewiesen. Also kehrt und wieder ein Stück zurück gelaufen. Es geht leicht abwärts zum ehemaligen Kloster São Joã de Cabanas. Vor acht Jahren sah das noch sehr verkommen aus, heute kann man sich sogar im benachbarten Café (zu aktuellen Uhrzeit noch nicht geöffnet) den Schlüssel für eine Besichtigung abholen. Es geht weiter über grobe Steinplatten durch Eukalyptuswälder. Der typische, hier in der Natur nur leicht wahrnehmbare Geruch steigt trotzdem in die Nase. Nach fast zwei Stunden treten wir aus dem Wald und erblicken linker Hand einen „Imbisswagen“, bei dem man ein Frühstück einnehmen kann. Dieses Angebot kommt uns gerade recht und legen eine erste Pause für eine halbe Stunde ein. Während wir dort sitzen, kann man die unterschiedlichsten Charaktere von Pilgern erkennen. Eine junge Frau läuft stur ohne mit der Wimper zu zucken vorbei. Wir müssen nicht lange warten, bis zwei Sloweninnen lächelnd grüßen und sich dann auch für eine Pause entscheiden.
Der folgende Anschnitt wird wieder urbaner, es geht durch Vila Praia de Ancora, wo wir wieder den Atlantik direkt neben uns haben. Um 10:35 Uhr haben wir in Moledo do Minho bereits 15 Kilometer hinter uns gebracht und unterwegs einige andere Pilger getroffen. Wir legen eine letzte Pause ein und ordern noch einmal ein portugiesisches Pilgergedeck bestehend aus Super Bock und Cola. Nebenan tönt aus einem Lautsprecher, der auf einem Auto montiert ist, Wahlwerbung für die unmittelbar bevorstehenden Kommunalwahlen in Portugal. So etwas gibt es bei uns gar nicht mehr. Nach einer halben Stunde treffen wir Jonathan und Lukas und gehen mit ihnen gemeinsam nach Caminha. Dort holen wir uns in der Touristinfo den letzten portugiesischen Pilgerstempel. Wir begeben uns nach gemeinsam zum Hafen, um das Boot nach Spanien zu finden. Da wir bereits gebucht haben, verabschieden wir uns von den beiden und gehen zum angewiesenen Treffpunkt. Wir dürfen bereits früher übersetzen, als geplant. Mit uns dabei ist eine holländische Pilgerin. Rettungswesten sind Pflicht und schon geht unsere Reise über den Rio Minho nach Spanien los. Dort treffen wir bereits vor der gebuchten Abfahrtszeit ein und verabschieden uns von unserer Mitteisenden, die an der Küste nach A Guarda weitergeht. Wir wählen den offiziellen Weg und finden in der Capilla Nuestra Señora de Graciq den ersten Pilgerstempel in Spanien. Danach geht es steil aufwärts und erneut in einen Eukalyptuswald. Wir kommen dennoch gut voran und erreichen nach einer Runde durch A Guarda gegen 14:30 Uhr Ortszeit unsere Herberge O Peirao in der Nähe des Hafens. Das ehemalige Fischerhais ist schmal, aber sehr funktional eingerichtet. Jedem Bett ist ein abschließbares Fach zugeordnet, in dem ein Satz Bettwäsche deponiert ist. Für fühlen und auf Anhieb wohl und sind froh, vorgebucht zu haben, denn die Herberge ist „completo“. Wir treffen hier auch eine Pilgerin, die unterwegs immer vor uns gegangen ist und auch die Holländerin ist heute hier untergebracht. Den Abschluss des Tages bildete ein Abendessen am Hafen in der Cerveseria Celtic. Serviert wurde Caldo Gallego, Pulpo und ein leckeres Dessert. Bestaunt haben wir die fast 100 verschiedenen Flaschenbiersorten, die nicht nur in einer Vitrine stehen, sondern auch ausgegeben werden. Die nächsten sechs Tage werden entspannt, es stehen immer weniger als 20 Kilometern auf dem Plan.
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