Mittwoch, 8. Oktober 2025

Tag der Abkürzungen

08.10.2025: A Armenteira - Vilanova de Arousa (19,5 km)


5:30 Uhr: die ersten beginnen mit ihren Tagesvorbereitungen, sind aber leise dabei, einer geht schon vor die Türe rauchen und bringt einen unangenehmen Geruch in den Schlafraum mit. Kurz darauf starten sich die schon gestern lauten Spanier und sind genauso rücksichtslos wie gestern. Jörg und ich stehen erst gegen 7:15 Uhr auf und lassen uns Zeit. Die ersten drei Kilometer verlaufen an einem Bach entlang durch Wald und über holprigem Boden. Da sollte es schon mindestens dämmern. Wir genehmigen uns noch ein Heißgetränk aus dem Automaten und werden erst zum spätest möglichen Zeitpunkt um 8:00 Uhr die Herberge verlassen. Die Spanier sind übrigens immer noch da - warum muss man so früh aufstehen?


Wir wollen gerade aufbrechen, da kommt Eva, die Pächterin der Herberge, sodass wir uns noch bei ihr verabschieden können. Sie wird jetzt alle Betten so desinfizieren, wie sie gestern unsere Rucksäcke bearbeitet hat. Eine reine Vorsichtsmaßnahme, um eine mehrwöchige Schließung vorzubeugen. Jörg und ich folgen den anderen Übernachtungsgästen, die im Dunkeln schon den Einstieg in die Ruta da Pedra e da Agua erreicht haben. Sie gehen im Gänsemarsch vorsichtig hintereinander her und beleuchten sich mit den Taschenlampen ihrer Smartphones ein wenig den Weg. Wir hinterher. Die Wahl der Gruppe fiel zu ihrem Glück auf die Strecke für Radfahrer, die einfacher zu bewältigen ist als die auf der anderen Seite des Rio Armenteira für Wanderer. Schon bald überholen wir alle, als sie sich zu einem Gruppenfoto aufstellen. Wir sind eine Stunde unterwegs und treffen überrascht auf eine Café-Bar, deren Einladung wir zu einem kleinen Frühstück annehmen.


Nach einer halben Stunde ziehen wir weiter, inzwischen haben sich hier viele Pilger versammelt. Es reihen sich jetzt mehrere alte Wassermühlen hintereinander, wovon ich den meisten den Status einer Ruine zuerkenne. Lediglich am Ende der Ruta kann man sich im Inneren einer größeren Mühle ein Bild vom früheren Leben darin machen. Insgesamt bleiben wir 7 Kilometer am Rio Armenteira, der am Ende eher einem kleinen Bach ähnelt, bevor er in den Rio Umia mündet. An diesem bleiben wir bis zur ersten Brücke und verlassen dann den markierten Jakobsweg, der ab hier einen größeren Bogen macht. Den wollen wir ein wenig abkürzen. Schon nach wenigen Schritte machen uns nacheinander ein Mann und eine Frau aus dem Auto heraus darauf aufmerksam, dass der Camino de Santiago anders verläuft. Das ist sehr nett, aber wir haben uns ja nicht verlaufen. Es geht durch Weinfelder, ein Gewerbegebiet und einige zusätzliche Höhenmeter, bis wir wieder die bekannten Markierungen vorfinden.


Weiter geht es auf wenig befahrenen Straßen und durch kleine Siedlungen, wo wir kaum Menschen antreffen. Das gleiche gilt für Pilger - keine zu sehen. Wir haben für heute zwar vorab eine Unterkunft gebucht, wollen aber zuerst versuchen, in der öffentlichen Herberge in Vilanova de Arousa unterzukommen. Dazu kürzen wir noch einmal den Weg ab, damit wir dort vor der Masse von Pilgern ankommen. Über die Autobrücke erreichen wir am schnellsten die Herberge, die sich im ersten Stock der Sporthalle befindet. Von der Brücke kann man das fast trocken liegende Naturgebiet der Stadt sehen, das vor allem für sein Fanggebiet von Muscheln beliebt ist. Es ist jetzt kurz vor 13:00 Uhr und es herrscht Ebbe. Nur zwei Stunden später wird das Gebiet überflutet sein. Die Herberge dagegen ist schon offen und nach einem Anruf eines spanischen Pilgers gibt es das Signal, dass wir schon Betten belegen dürfen. Die Registrierung erfolgt dann später um 15:00 Uhr. Zugleich storniere ich die andere Unterkunft, was zum Glück kostenfrei möglich war. Unter dem Strich haben wir mit unseren Abkürzungen fast fünf Kilometer eingespart.





















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