Donnerstag, 9. Oktober 2025

Ein Marathon in einer recht guten Zeit

09.10.2025: Vilanova de Arousa - A Pedreira (43,1 km)


Da war wieder eine Nacht - bis um Mitternacht lief in der Sporthalle, in der die Pilgerherberge untergebracht ist, ein Handballspiel. Es wurde verständlicherweise für die Sportler, störend für uns, recht laut im Spielverlauf. Dennoch habe ich zumindest danach gut und tief geschlafen. Erst kurz nach 6:00 Uhr wird es wieder lebendiger im Schlafsaal. Neben älteren Pilgern, die sich wie wir immer bemühen, sehr leise zu sein, gibt es leider vor allem Jüngere, die sich nicht an die Gepflogenheiten halten. Vor allem einen jungen Mann hat Jörg im Visier, der mal einfach die volle Beleuchtung anmacht. „You‘re not alone“! Schnell geht das Licht wieder aus. Bemerkenswerter aber ist, dass fünfzehn Betten in der Herberge nicht belegt waren. Damit hätten wir nicht gerechnet. Es verbleiben nur wir beide und ein Pilger aus Taiwan, alle anderen sind bereits gegangen.


Na ja, ganz so viele Kilometer wie oben angegeben werden wir nicht zu Fuß zurücklegen. Wir haben uns schon früh für die Translatio entschieden. Darunter versteht man die wundersame Reise des Leichnams des Jakobus nach seiner Hinrichtung in einem Boot von Jerusalem zur Küste von Padrón in Galicien. Einen Abschnitt davon - beginnend in Vilanova de Arousa und endend in Pontecesures - absolvieren wir ebenfalls mit einem Boot. Gegen 8:30 Uhr stechen drei Boote in See, begleitet von viel frischer, kühler Luft und Fahrtwind. Unser Skipper hält unterwegs mehrfach an und gibt uns Erklärungen zu den jeweiligen Orten. Nach etwas über einer Stunde steigen wir in Pontecesures aus und setzen den Weg wie viele andere Pilger sich zu Fuß fort. Gegen 10:30 Uhr treffen wir in Padrón ein. Leider hat das kultige Café Don Pepe 2 wegen Betriebsferien geschlossen - so ein Zettel in der vergitterten Türe. Leider musste ich mir noch am selben Tag erzählen lassen, dass Don Pepe 2 für immer geschlossen ist. Dort hängen an den Wänden alle möglichen und unmöglichen Souvenirs von Pilgern. Ich hätte jetzt meine nicht mehr nutzbaren Camino-Socken dagelassen. So machen wir in einem benachbarten Café unsere Frühstückspause. Leider ist auch die Jakobuskirche nicht zu besuchen, da dort gerade ein Gottesdienst stattfindet.


Wir machen uns nach einer halben Stunde wieder auf dem Camino, und der ist richtig belebt. Wir überholen zwei größere Gruppen, werden aber auch von einer Gruppe spanischer Soldaten stehen gelassen, die mit Gepäck und Waffe unterwegs sind. Jörg und ich kommen gut voran und legen unsere nächste Pause in A Picaraña. Dort sitzen in einer Eck vier Militärpolizisten, die ich neugierig fragte, was die Kameraden hier machen. Schon in Pontecesures haben wir auf einem Sportplatz ein Militärcamp gesehen und zwischendurch auch mal ein Sanitätsfahrzeug. Einer der MPs erklärt mir, dass die Soldaten einen Marsch von Teo nach Santiago de Compostela machen. Das sind rund 120 Kilometer - Respekt. Wir erreichen nun den Punkt, wo ich eigentlich unsere Herberge verortet habe. Allerdings habe ich mich da ein wenig vertan, sie befindet sich tatsächlich erst nach weiteren zwei Kilometern in Richtung Santiago. Das stört uns nicht, verkürzt das doch morgen unseren letzten Abschnitt noch einmal.  


Um 14:15 Uhr erreichen wir dann doch die Albergue Aldea da Pedreira, die erst vier Jahren eröffnet hat. Bei meinem letzten Camino Portugues vor vier Jahren war sie noch nicht da. Im Hof des Anwesens steht zudem ein Foodtruck, der uns und auch vorbeiziehende Pilger versorgt. Uns werden die Einrichtungen gezeigt und wir sind begeistert. Das ist so ziemlich die beste Herberge in diesem Jahr. Duschen, Waschen und einen riesigen, leckeren Burger verdrücken - damit ist der Nachmittag verplant. Ach ja, die reine Entfernung zu Fuß war heute rund 16 Kilometer. Es verbleiben jetzt noch circa 12 Kilometer bis Santiago de Compostela.

























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