Sonntag, 10. Juli 2016

Es gibt keine Zufälle in Fisterra

Eigentlich sollte in der vergangenen Nacht die gleiche Band spielen, wie vor zwei Tagen in Negreira. Selbst die Uhrzeiten sollten identisch sein, also wieder einmal zur Schlafenszeit. Glücklicherweise kam der Schall nicht so intensiv bis zu unserer Herberge herüber, so dass wir sehr gut geschlafen haben. Für 8:00 Uhr haben Olli und ich Frühstück bestellt. Die Mädels machen sich über die Reste des Abends her, während wir Toast mit Marmelade verzehren. Um 8:30 Uhr sind wir soweit fertig, dass wir uns verabschieden wollen. Einen Eintrag in das Gästebuch von Maria und Guzman haben wir bereits verfasst. Wir bedanken uns ganz herzlich für die Aufnahme in dieser tollen Herberge. Hier wurde an alles gedacht, was der Pilger braucht. Da zeigt sich auch die eigene Pilgererfahrung, die in die Gestaltung des Hauses Einzug gehalten hat. Ich kaufe mir noch einen schönen silberfarbenen Muschelanhänger und dann wollen wir wirklich los. Da entdeckt Maria an meinem Rucksack meine Ledermuschel, die sie wohl schon einmal bei einem anderen Pilger gesehen hatte. Ich lasse sie spontan von Olli abnehmen und schenke sie Maria. Sie kann es gar nicht fassen und man sieht ihr die Freude darüber an. Bisher habe ich diese Muschel noch nie ab meinem Rucksack festgemacht und auf eine Pilgerreise mitgenommen. Warum ich sie dieses Mal dabei hatte, kann ich gar nicht sagen. Jetzt weiß ich, warum. Blöderweise ist es draußen sehr trüb, es fällt feiner Nieselregen. Ich wechsele mal schnell von Sandalen auf Wanderstiefel und dann ziehen wir endlich los. Zunächst durchqueren wir Cee und laufen über einen ansteigenden Hohlweg aus der Stadt heraus. Viel zu sehen gibt es unterwegs nicht, da der nebelvorhang zu dicht ist. Lediglich das Rauschen des Atlantiks ist hin und wieder zu vernehmen. Kurz darauf haben wir einmal freien Blick auf eine kleine, sandige Bucht und es dauert nicht mehr lange, bis wir selbst an einen Strand gelangen. Dort kehren wir in einer Bar ein und machen eine kurze Pause. Irgendwie scheinen wir jedoch zu stören. Sind das schon die Auswirkungen auf nervige Touristenströme? Das ist uns egal, wir ziehen einfach weiter. Bisher sind wir immer freundlich behandelt worden. Die Menschen grüßen auf der Straße zurück und sind sehr hilfsbereit. Über einen mit unregelmäßigen Steinen gepflasterten Weg erreichen wir Fisterra. Immer noch ist es grau. Wir wollen im Hotel Ancora einchecken, können unser Zimmer aber erst in zwei Stunden beziehen. So lassen wir unsere Rucksäcke im Hotel und spazieren etwas durch die Stadt. Unterwegs treffen wir nacheinander Klara, Natalie und die Girls aus Halle. Am Hafen bleiben wir am Ticketverkauf für Bootstouren stehen, weil dort handbemalte Jakobsmuscheln verkauft werden. Das ist für mich die Gelegenheit, endlich das Pilgerzeichen für dieses Jahr zu bekommen. "Mein" Geschäft in Santiago hat ja anscheinend geschlossen. Ich werde fündig und bin sehr froh darüber, hier in Fisterra meine Muschel gefunden zu haben. Das kann kein Zufall sein. Allmählich überkommt uns ein Hungergefühl und wir suchen uns ein Restaurant. Wir wählen das O Pirsta aus am Hafen aus. Einen Tisch weiter sitzt eine Bedienung des Hauses und spricht uns in perfektem Deutsch an. Maria aus Freiburg lebt seit einigen Jahren in Fisterra und ist aus Liebe hier geblieben. Sie empfiehlt uns die Plata Pirata für 2 Personen, die mit zwei Sorten Fisch, Calamaris und vier verschiedenen Sorten Muscheln bestückt ist. Im Gespäch mit ihr stellt sich heraus, dass ihre Tochter die Namensgeberin von Manolo Links neuem Buch "Maria Melina" ist. Soll das auch noch Zufall sein? Das Essen ist vorzüglich und wir sind total begeistert. Zum Abschluss testen wir noch ein paar Entenmuscheln, eine Spezialität der Region, die uns schon Fernando in Betanzos empfohlen hatte. Die Krönung ist der hausgemachte Schokoladenkuchen zum Dessert. Wir bedanken uns persönlich bei Maria und verabschieden uns ganz herzlich bei ihr. Inzwischen hat sich die Wolkendecke etwas gelöst und die Sonne und blauer Himmel erfreuen unser Gemüt. Zufrieden beziehen wir unser Zimmer, besorgen uns in der öffentlichen Herberge die Fisterrana und am nächsten Kiosk noch eine Flasche Rotwein. Gegen 18:00 Uhr machen wir uns langsam auf den Weg zum Leuchtturm, in der Hoffnung einen schönen Sonnenuntergang zu erleben.

1 Kommentar:

  1. Freut mich sehr, dass ihr das wunderbare Essen bei Maria Milena und Frank genossen habt. Ja, es gibt keine Zufälle. Weiterhin Euch allen das Allerbeste und stets einen Buen Camino. Manolo Link aus Dublin.

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