Sonntag, 28. September 2025

Portwein, Kuchen und Geschenke

28.09.2025: Von Labruge nach Aguçadoura (22,4 km)


Tja, das Wettrennen um die Betten scheint tatsächlich in diesem Jahr ein Thema zu sein. Bereits im 4:30 Uhr machen sich die ersten Pilger fertig, glücklicherweise sehr rücksichtsvoll, das haben wir schon anders erlebt. Wir stehen allerdings erst gegen 7:00 Uhr auf und da ist unser Schlafsaal mit seinen 14 Betten schon fast leer. Wir bereiten uns sehr gemütlich auf den ersten Pilgertag vor und machen dabei interessante Beobachtungen, worauf andere ihre Schwerpunkte legen. Eine Pilgerin macht sich während ich die Zähne putze neben mir Augenbrauen und Wimpern, hinter mir rauscht ein Fön. Auf dem Weg zu meinem Platz sitzt eine Koreanerin auf ihrem Bett mit einem kleinen Schminkspiegel und einer Puderdose in den Händen.  


Pünktlich um 8:00 Uhr verlassen wir die Herberge. Draußen ist es bereits angenehm temperiert, der Wind kühlt dagegen noch ein wenig. Wir erreichen bald die hier typischen Holzstege, auf denen wir heute viel Zeit verbringen werden. In Vila Chã kehren wir bereits nach 2,5 Kilometern im Café Sandra ein und genehmigen uns ein leckeres Croissant und einen Café con leche. Zudem wandert der erste Pilgerstempel für heute in den Pilgerausweis. Weiter geht es über die Holzplanken nach Vila do Conde mit reichlich Wind. Aber sich die Sonne kommt immer wieder durch und sorgt für annehme Wärme. Die imposante Front des Klosters Santa Clara jenseits des Rio Ave ist schon von weitem sichtbar. Unmittelbar hinter der Brücke macht eine Gruppe unter lautstarker Musik Aerobic. Wir verschwinden daher schnell in der Touristinfo am Flussufer, wo wir mit Freundlichkeit überhäuft werden. Die Mitarbeiterin bietet uns direkt ein Stück Kuchen und einen Portwein an. Ausserdem dürfen wir uns jeder einen Beutel mit Geschenken mitnehmen, die es am gestrigen Tag des Tourismus gab. Wir unterhalten uns kurz und bekommen einen weiteren Stempel. Weiter geht es am Flussufer, wo eine originalgetreue Nachbildung eines portugiesischen Ozeanschiffs aus dem 16. Jahrhundert liegt.


Dann kam der schlimmste Teil des heutigen Tages. Vila do Conde zieht sich kilometerlang und grenzt dann fast ohne Übergang an Póvoa de Varzim. Die kerzengerade Straße beginnt am Forte de São João Baptista, wo heute unzählige Biker ihre Motorräder zur Schau stellen. Auch auf dem Fußgänger- und Radweg ist heute Völkerwanderung angesagt, und zwar überwiegend entgegen unserer Laufrichtung. Spaziergänger, Sportler und Fahrradfahrer sind unterwegs, in Zahlen kaum auszudrücken. Es fehlen nur die Pilger, bis kurz vor Vila do Conde noch häufig vor und nach uns waren. Als wir dann endlich auch die letzten hochgeschossigen Häuser von Póvoa de Varzim hinter uns gelassen haben, wird es allmählich Zeit für eine längere Pause. Die ist längst überfällig, aber bei den Massen von Leuten gab es keinen schönen Platz.

 

Den finden wir nach 29 Kilometern gegen 13:00 Uhr mit dem Restaurant Barracuda Mar. Es liegt direkt am Strand mit Blick auf den Atlantik. Auf der Karte steht Fisch in allen Variationen, vor allem aber frisch. Wir entscheiden uns für gegrillte Sardinen, von denen jeder gleich fünf Stück serviert bekommt und die so lecker sind. Wir halten uns dort eine Dreiviertelstunde auf und sind nicht mehr weit von unserer heutigen Unterkunft entfernt. Kurz davor möchte uns die Besitzerin einer andere Herberge zu sich lotsen, wir sind aber heute schon vergeben. Nur wenige Schritte weiter erreichen wir die Albergue de peregrinos de Aguçadoura, die heute restlos ausgebucht ist. Das bekommen einige Pilger zu spüren, die spontan hier anfragen. Zum Glück haben wir reserviert - eine weise Entscheidung. Die Herberge ist noch recht neu, eingeweiht 2022, und sieht dementsprechend gepflegt aus. Übliches Prozedere: Duschen, waschen, ruhen.


Nach der Ruhephase haben wir Hunger, nicht viel, aber doch. Wir entscheiden uns für das Café Nortada, wo es auch Snacks gibt. Wir werden vom Personal gleich zweimal gefragt, woher wir kämen. Darauf wurde direkt versucht, ein paar Worte Deutsch mit uns zu sprechen. Mit unseren  paar Worten Portugiesisch können wir da

nicht mithalten. Während wir auf die Bestellung warten, läuft im Hintergrund „Anarchy in the UK“ von den Sex Pistols, wow. Auf den Teller kommt heute Abend ein Salat, dazu gesellen sich Super Bock (portugiesisches Bier) und Cola.

























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