17.07.2024: Sauveterre-de-Béarn - Harambeltz (23,2 km)
Und wieder startet ein neuer Tag, und wir sind immer noch erstaunt, wie man sich über Nacht erholen kann. Das Frühstück ist für 7:30 Uhr vorgesehen. Wir sind wie immer ohne Wecker so rechtzeitig wach, dass sämtliche Vorbereitungen für den Tag bis dahin abgeschlossen sind. Auch Alexandra, die französische Pilgerin, kommt fast zeitgleich in den Frühstücksraum. Es ist reichlich gedeckt und originales französisches Baguette - noch etwas Wärme aus dem Ofen ausströmend - schmeckt einfach nur himmlisch.
Um 8:15 Uhr verabschieden wir uns von Anne-Marie und starten unser Tagwerk. Zunächst verläuft die Strecke relativ flach, bevor sich nach circa fünf Kilometern der erste schweißtreibende Anstieg offenbart. Oben angekommen treffen wir auf eine kleine Stele, die auf die Grenze zum früheren Königreich Navarra hinweist. Eine gute halbe Stunde danach finden wir in Sussaute einen Unterstand mit Sitzmöglichkeit, wo wir uns für eine erste Pause niederlassen. Pausen wollen wir heute ausgiebig wahrnehmen, denn es ist warm und es erwarten uns noch einige Höhenmeter.
Allmählich nähern wir uns auf Nebenstraßen Saint-Palais. Entlang eines der vielen Maisfelder ist die Beregnungsanlage in Betrieb und bewässert zusätzlich den Feldweg, auf dem wir unterwegs sind. Wir schaffen es jedoch, trocken unter dem sich bildenden Regenbogen hindurch zu kommen. Mitten in Saint-Palais erreichen wor mit Glockenschlag 12:00 Uhr die Stelle, wo unsere Via Lemovicensis (von Vezelay aus kommend) und die Via Turonensis (in Tour startend) zusammentreffen. Das könnte ein Grund zu Feiern sein - also legen wir in der Bar Kennedy unsere Mittagspause ein. Eine geschlagene Dreiviertelstunde!
Es liegen jetzt noch 8 Kilometer vor uns, und die beinhalten noch zwei ordentliche Anstiege. Am Fuße des ersten staunen wir beim Anblick nicht schlecht - das ist richtig böse steil. Es vergehen ganze zwei Kilometer bergauf, die zum Glück von ein paar Passagen zum Verschnaufen unterbrochen werden. Um 13:45 Uhr erreichen wir den höchsten Punkt, der mit einer tollen Aussicht in die Umgebung und auf die Pyrenäen sowie einer Skulptur entschädigt. Wir sehen aber auch gegenüber von unserem Standort bereits den nächsten Berg, der noch einmal etwas höher ist als der aktuelle.
Nach einer weiteren Verschnaufpause geht es zunächst abwärts. Unten befindet sich erneut eine Stele, denn hier trifft von links der dritte französische Hauptweg, die Via Podiensis (von Le Puy-en-Velay), auf unseren Camino. Für den Aufstieg hole ich mir dieses Mal meine Wanderstöcke aus dem Rucksack, muss aber feststellen, dass ich keine Pads dabei habe. Die brauche ich zwar auf dem felsigen Untergrund nicht unbedingt, die Stöcke helfen mir auch so, den Berg zu erklimmen. Oben angekommen gibt es an der Chapelle de Soyartze erneut einen schönen Ausblick in die Umgebung. Ab hier ist es jetzt nicht mehr weit bis zu unserer Unterkunft in Harambeltz, wo in früherer Zeit ein Pilgerhospital gab. Einzig die Chapelle Saint-Nicolas ist davon erhalten geblieben.
Unsere Herberge, die Gîte d'étape Etchetoa, liegt direkt am Weg. Wir werden von Marie begrüßt, die in der Schule Deutsch gelernt hat. Sie reicht uns zunächst einen Eistee und führt uns danach durch das 400 Jahre alte Haus. Hier schlägt das Pilgerherz höher, denn es wurde an vieles gedacht. Es stehen Getränke und Lebensmittel zur Verfügung, Wäsche wird auf Wunsch gewaschen und jedes Bett im großzügigen Schlafsaal verfügt über eine eigene Steckdose. Heute sind mit uns neun Pilger zu Gast.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen