11. Etappe: Arzúa - Monte de Gozo (36 km, 8:20 Std)
Heute morgen bin ich sehr früh wach geworden und mache mich dann auch schon fertig. Um 6:45 Uhr bin ich auf der Straße. Es ist eigentlich unglaublich, wie viele Menschen sich bereits in Bewegung gesetzt haben. Vor mir zieht sich eine lange Pilgerschlange her, die durchaus mit einer Volkswanderung vergleichbar ist. Bei der ersten Bar in Pregontoño hole ich mir sichheitshalber den ersten Stempel für heute, aber zum Frühstück lasse ich noch etwas Zeit.
Der Weg führt heute zum Glück zunächst nicht so häufig über Straßen, sondern eher auf noch recht kühlen Wald- und Wiesenwegen. Mich wundert allerdings inzwischen, dass die Menschenmassen spurlos verschwunden sind. Ich bin auf einmal ganz alleine und muss eben mal prüfen, ob ich überhaupt noch richtig bin oder mich verlaufen habe.
Im Gegenteil zu den vergangenen Tagen kommt die Sonne kommt heute bereits sehr früh raus und es gibt keinen Nebel. Dafür sind wieder Temperaturen von über 25 Grad angesagt.
Nach circa acht Kilometern mache ich an der Bar Lino in Calle meine Frühstückspause mit einem Café con leche und einem Riesenboccadillo mit Seranoschinken und Käse.
Danach geht der Camino weiter über nett angelegte, meist im Schatten von Bäumen befindliche Wanderwege. Inzwischen habe ich die Befürchtung, dass die Privatbrauerei Erding zum Sponsor des Jakobweges geworden ist, denn fast jede Bar hat ein entsprechendes Werbeschild für Weißbier.
Um 10:15 Uhr und weiteren acht Kilometern ist die nächste Pause fällig. Ich habe mir heute vorgestellt, regelmäßig Pausen einzulegen, was ich die bisherigen Tage eigentlich nie gemacht habe. Um diese Uhrzeit darf es auch wieder ein isotonisches, alkoholfreies Getränk sein. Heute isz mal zur Abwechslung ein portugiesisches Super Bock Negra. Jetzt fangen die Portugiesen auch schon an, Schwarzbier zu brauen. Als ich mir dann noch den Stempel des Hauses in das Credencial drücke, fällt mir auf, dass ich nicht mehr allzu viel Platz darin habe. Es reicht gerade noch für zwei bis drei Stempel. Ich muss zumindest Platz lassen für den heutigen Herbergsstempel und den letzten Stempel im Pilgerbüro morgen. Nach zwanzig Minuten Beine hochlegen geht es wieder weiter. Kurz vor der Herberge von Santa Irene muss ich noch einmal einen außerplanmäßigen Boxenstopp einlegen, denn irgendetwas stimmt mit meinem Socken nicht. Ich tausche sie mal schnell gegen trockene aus.
Die nächsten Kilometer sind richtig angenehm. Es geht immer in der Nähe der Hauptstraße nach Santiago entlang, aber in gebührendem Abstand, durch Eukalyptuswälder und kleine Dörfer. Das macht richtig Spaß und lenkt davon ab, dass ich mich meinem Pilgerziel unaufhaltsam nähere. Nach knapp 24 Kilometern ist die nächste planmäßige Pause fällig. Diese Ort war richtig gut gewählt , denn im weiteren Verlauf des Camino gibt es einen Anstieg, der mir allerdings mit dem Training der letzten Tage nichts ausmacht. Ich bin jetzt auch in unmittelbarer Nähe des Flughafens von Santiago, wo gerade ein Flugzeug startet.
Inzwischen sehe ich nur noch sehr selten Pilger in meiner Umgebung. Entweder sitzen die alle zur Mittagszeit in irgendeiner Bar oder sie haben sich bereits in einer Herberge niedergelassen. Lediglich ein paar Fahrradpilger kommen öfters an mir vorbei.
Am Ende des Anstieg es erreiche ich einen mobilen Verkaufstand und treffe auch Marcel wieder. Er erzählt mir zum wiederholten Male von seinem Haus in der Bretagne, das er mir gerne für einen Urlaub zur Verfügung stellen würde. Er will sich per Email bei mir melden. Während ich heute "nur" bis zum Monte do Gozo laufe, wird er bereits den kompletten Weg nach Santiago gehen. Ich bin zwar auch schon die ganze Zeit am überlegen, ob ich ihm nicht gleich tun solle, aber die Nacht am Monte do Gozo möchte ich gerne nutzen, um mich mental auf das letzte Stückchen von rund fünf Kilometern vorzubereiten. Mein Plan ist es, morgen früh so zeitig loszugehen, um zur Öffnungszeit des Pilgerbüros um 8:00 Uhr dort zu sein um meine Compostela abzuholen. Eventuell schließe ich schon vorher meinen Rucksack in der Herberge ein.
Auf Höhe des Flughafens treffe ich Gabriel, einen jungen mexikanischen Pfarrer und wir machen an der Santiago-Skulptur gegenseitig Fotos von uns.
In San Paio hole ich mir in der Kirche noch einen Stempel ab. Danach wird es noch einmal hügelig und vor allem sehr zäh und öde. Der Camino lässt mich gefühlt unendlich lange über Nebenstraßen in der prallen Sonne laufen. Endlich erreiche den Monte do Gozo - den Berg der Freude. Der Name kommt von den mittelalterlichen Pilgern, die ihre Freude über den ersten Blick auf die Kathedrale von Santiago ausdrückten. Um 15:15 Uhr erreiche ich als achtzehnter für heute die öffentliche Herberge. Später treffe ich dort noch einmal Gabriel. Die Herberge ist in einem riesigen Unterkunftskomplex verortet ist, der zum Weltjugendtag 1989 in Santiago entstand. Von den rund 3000 Betten deren derzeit maximal vierhundert für Pilger genutzt. Der Rest einschließlich Restaurants etc. befinden sich in einem Dornröschenschlaf.
Entgegen aller Veröffentlichungen gibt für Pilger weder Speisen noch Getränke, auch nicht aus Automaten, zu kaufen. Nach dem Besuch des Pilgerdenkmals - ich durfte mich übrigens traditionell zum Pilgerkönig ausrufen, da ich der erste aus meiner Pilgergruppe war, der vom Monte do Gozo dir Kathedrale erblickte - und dem Monument zum Andenken an den Besuch von Papst Johannes Paul II. zum Weltjugendtag will ich einem etwa zehn Minuten entfernt liegenden Restaurant etwas essen, bekomme aber an einem Kiosk an der San Marcos-Kapelle ein warmes Baguette und etwas zum Trinken für kleines Geld.
Am Abend werde ich es nicht spät werden lassen. Um 19:30 Uhr nehme ich am Gottesdienst in der Kapelle teil, bei dem Gabriel konzelebrieren darf. Ich habe die Ehre, eine Fürbitte auf Deutsch vorzutragen. Zum Ende des Gottesdienstes dürfen sich alle Pilger rund um den Altar stellen. Jeder wird von Pfarrer in seiner Muttersprache nach den Startort und dem Wohlbefinden gefragt, bevor er allen den Pilgersegen erteilt. Ich hatte zwar keine Vorahnung, aber das war jetzt das i-Tüpfelchen, um morgen früh und nicht schon heute nach Santiago zu gehen. Jetzt kann ich dankbar den Tag abschließen und mich zu Bett begeben.
Der Weg führt heute zum Glück zunächst nicht so häufig über Straßen, sondern eher auf noch recht kühlen Wald- und Wiesenwegen. Mich wundert allerdings inzwischen, dass die Menschenmassen spurlos verschwunden sind. Ich bin auf einmal ganz alleine und muss eben mal prüfen, ob ich überhaupt noch richtig bin oder mich verlaufen habe.
Im Gegenteil zu den vergangenen Tagen kommt die Sonne kommt heute bereits sehr früh raus und es gibt keinen Nebel. Dafür sind wieder Temperaturen von über 25 Grad angesagt.
Nach circa acht Kilometern mache ich an der Bar Lino in Calle meine Frühstückspause mit einem Café con leche und einem Riesenboccadillo mit Seranoschinken und Käse.
Danach geht der Camino weiter über nett angelegte, meist im Schatten von Bäumen befindliche Wanderwege. Inzwischen habe ich die Befürchtung, dass die Privatbrauerei Erding zum Sponsor des Jakobweges geworden ist, denn fast jede Bar hat ein entsprechendes Werbeschild für Weißbier.
Um 10:15 Uhr und weiteren acht Kilometern ist die nächste Pause fällig. Ich habe mir heute vorgestellt, regelmäßig Pausen einzulegen, was ich die bisherigen Tage eigentlich nie gemacht habe. Um diese Uhrzeit darf es auch wieder ein isotonisches, alkoholfreies Getränk sein. Heute isz mal zur Abwechslung ein portugiesisches Super Bock Negra. Jetzt fangen die Portugiesen auch schon an, Schwarzbier zu brauen. Als ich mir dann noch den Stempel des Hauses in das Credencial drücke, fällt mir auf, dass ich nicht mehr allzu viel Platz darin habe. Es reicht gerade noch für zwei bis drei Stempel. Ich muss zumindest Platz lassen für den heutigen Herbergsstempel und den letzten Stempel im Pilgerbüro morgen. Nach zwanzig Minuten Beine hochlegen geht es wieder weiter. Kurz vor der Herberge von Santa Irene muss ich noch einmal einen außerplanmäßigen Boxenstopp einlegen, denn irgendetwas stimmt mit meinem Socken nicht. Ich tausche sie mal schnell gegen trockene aus.
Die nächsten Kilometer sind richtig angenehm. Es geht immer in der Nähe der Hauptstraße nach Santiago entlang, aber in gebührendem Abstand, durch Eukalyptuswälder und kleine Dörfer. Das macht richtig Spaß und lenkt davon ab, dass ich mich meinem Pilgerziel unaufhaltsam nähere. Nach knapp 24 Kilometern ist die nächste planmäßige Pause fällig. Diese Ort war richtig gut gewählt , denn im weiteren Verlauf des Camino gibt es einen Anstieg, der mir allerdings mit dem Training der letzten Tage nichts ausmacht. Ich bin jetzt auch in unmittelbarer Nähe des Flughafens von Santiago, wo gerade ein Flugzeug startet.
Inzwischen sehe ich nur noch sehr selten Pilger in meiner Umgebung. Entweder sitzen die alle zur Mittagszeit in irgendeiner Bar oder sie haben sich bereits in einer Herberge niedergelassen. Lediglich ein paar Fahrradpilger kommen öfters an mir vorbei.
Am Ende des Anstieg es erreiche ich einen mobilen Verkaufstand und treffe auch Marcel wieder. Er erzählt mir zum wiederholten Male von seinem Haus in der Bretagne, das er mir gerne für einen Urlaub zur Verfügung stellen würde. Er will sich per Email bei mir melden. Während ich heute "nur" bis zum Monte do Gozo laufe, wird er bereits den kompletten Weg nach Santiago gehen. Ich bin zwar auch schon die ganze Zeit am überlegen, ob ich ihm nicht gleich tun solle, aber die Nacht am Monte do Gozo möchte ich gerne nutzen, um mich mental auf das letzte Stückchen von rund fünf Kilometern vorzubereiten. Mein Plan ist es, morgen früh so zeitig loszugehen, um zur Öffnungszeit des Pilgerbüros um 8:00 Uhr dort zu sein um meine Compostela abzuholen. Eventuell schließe ich schon vorher meinen Rucksack in der Herberge ein.
Auf Höhe des Flughafens treffe ich Gabriel, einen jungen mexikanischen Pfarrer und wir machen an der Santiago-Skulptur gegenseitig Fotos von uns.
In San Paio hole ich mir in der Kirche noch einen Stempel ab. Danach wird es noch einmal hügelig und vor allem sehr zäh und öde. Der Camino lässt mich gefühlt unendlich lange über Nebenstraßen in der prallen Sonne laufen. Endlich erreiche den Monte do Gozo - den Berg der Freude. Der Name kommt von den mittelalterlichen Pilgern, die ihre Freude über den ersten Blick auf die Kathedrale von Santiago ausdrückten. Um 15:15 Uhr erreiche ich als achtzehnter für heute die öffentliche Herberge. Später treffe ich dort noch einmal Gabriel. Die Herberge ist in einem riesigen Unterkunftskomplex verortet ist, der zum Weltjugendtag 1989 in Santiago entstand. Von den rund 3000 Betten deren derzeit maximal vierhundert für Pilger genutzt. Der Rest einschließlich Restaurants etc. befinden sich in einem Dornröschenschlaf.
Entgegen aller Veröffentlichungen gibt für Pilger weder Speisen noch Getränke, auch nicht aus Automaten, zu kaufen. Nach dem Besuch des Pilgerdenkmals - ich durfte mich übrigens traditionell zum Pilgerkönig ausrufen, da ich der erste aus meiner Pilgergruppe war, der vom Monte do Gozo dir Kathedrale erblickte - und dem Monument zum Andenken an den Besuch von Papst Johannes Paul II. zum Weltjugendtag will ich einem etwa zehn Minuten entfernt liegenden Restaurant etwas essen, bekomme aber an einem Kiosk an der San Marcos-Kapelle ein warmes Baguette und etwas zum Trinken für kleines Geld.
Am Abend werde ich es nicht spät werden lassen. Um 19:30 Uhr nehme ich am Gottesdienst in der Kapelle teil, bei dem Gabriel konzelebrieren darf. Ich habe die Ehre, eine Fürbitte auf Deutsch vorzutragen. Zum Ende des Gottesdienstes dürfen sich alle Pilger rund um den Altar stellen. Jeder wird von Pfarrer in seiner Muttersprache nach den Startort und dem Wohlbefinden gefragt, bevor er allen den Pilgersegen erteilt. Ich hatte zwar keine Vorahnung, aber das war jetzt das i-Tüpfelchen, um morgen früh und nicht schon heute nach Santiago zu gehen. Jetzt kann ich dankbar den Tag abschließen und mich zu Bett begeben.
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