Donnerstag, 27. Juni 2019

Jakobus ein Stück näher gekommen

13 Etappe: Crozant - La Souterraine (25 km - 5:15 Std)

Der letzte Tag beginnt wieder einmal sehr früh für uns. Pierrick ist deutlich vor uns aufgestanden und macht sich sehr rücksichtsvoll fertig. Außerdem hat er schon Kaffee gekocht. Jörg und ich stehen erst gegen 5 Uhr auf, kurz danach sind wir alleine in der Herberge, da Pierrick schon von dannen zieht. Nach einem kleinen Frühimbiss sind wir kurz nach 5:30 Uhr auch soweit und beginnen die finale Etappe - für dieses Jahr. Jörg hinterlegt noch den Schlüssel im Briefkasten der Brasserie, dann biegen wir rechts ab und gelangen auf einen schmalen, felsigen Pfad, der uns abwärts zur Sédelle führt. Zu Beginn durchlaufen wir einen Abschnitt, der sei-nesgleichen sucht. Entlang des Flüsschens gehen wir an Mühlen vorbei, die hier in einer wildromantischen Landschaft geradezu für Fotografen Modell stehen.

An einer dreibogigen Brücke endet diese Idylle sehr rasch und es folgt ein langgezogener, gemütlicher Anstieg auf einer in Vergessenheit geratenen Straße. Wir passieren einen in der Morgendämmerung „dampfenden“ See, während in unserem Rücken die Sonne aufsteigt. Auf einer benachbarten Wiese kommen die aufsteigenden Nebelschwaden sehr gut zur Geltung. Und bei genauerem Hinsehen zeichnet sich darin die schattige Silhouette eines äsenden Rehes ab. Im Verlauf des Weges begegnen uns zu dieser frühen Zeit noch zwei weitere Rehe und eine Eule. Nach knapp 6 km erreichen wir La Chapelle Baloue, wo es eine Bar geben soll. Dem ist auch so - allerdings sind wir mit aktuell 7 Uhr deutlich eine Stunde vor der Öffnungszeit da. Das wird dann wohl wieder einmal nichts mit dem erhofften Pausensnack.

Bis jetzt ließ es sich bei fast kühlen Bedingungen bestens vorwärtskommen, doch nun spüren wir, wie die Kraft der Sonne immer mehr zunimmt. Auch in Saint-Germain-Beaupré haben wir nach weiteren acht Kilometern kein Glück mit einer Bar und müssen uns in der Pause mit einer Banane und zwei Müsliriegeln zufriedengeben. Nach dem erholsamen Ausruhen ziehen wir auf der Straße weiter. Bei einem zufälligen Griff an den Hüftgurt meines Rucksackes stelle ich entsetzt fest, dass dort meine Kameratasche nicht an ihrem angestammten Platz ist. Beim Aufnehmen des Rucksackes nach der Pause bin ich wahrscheinlich an der Sitzbank hängen geblieben. Ich vermute, dass die Tasche dabei vom Gurt abgestreift wurde. Ich lasse mein Gepäckstück bei Jörg und laufe den guten Kilometer noch einmal zurück. Das würde mir jetzt fehlen, nach den Verlusten des Vorjahres, die Kamera mit allen Fotos der vergangenen zwei Wochen auch noch zu verlieren. Zum Glück liegt sie wo ich es vermutete. Wer sollte sie auch mitnehmen? In den Dörfern treffen wir ja so gut wie nie Menschen an. Jakobus hat wieder einmal geholfen, danke!

Schon bald bin ich furchtbar schwitzend wieder bei Jörg angekommen und wir können die Etappe fortsetzen. Nur wenig später entdecken wir an einer Sitzgruppe ein Kästchen an einem Baum. Darin hat ein netter Mensch zahlreiche Informationen zum Jakobsweg deponiert - leider aber keinen Stempel. Wir nähern uns unaufhaltsam unserem Zielort, doch vorher machen wir noch nach circa 19 km in Saint-Agnant-de-Versillat in einer geöffneten Bar eine Pause und verdampfen mal schnell drei kleine Kronenbourg. Das tut gut bei den Außentemperaturen, die längst über die 30° Marke gestiegen sind. Nach der Besichtigung der gegenüberliegenden romanischen Kirche Saint-Agnant muss auch noch etwas feste Nahrung her. Wir stürmen eine Boulangerie und lassen uns ein mit Käse und Schinken gefülltes Croissant und ein Apfel-Rhabarber-Törtchen einpacken. 

Es sind jetzt nur noch 6 km bis La Souterraine, die uns zunächst in einem Wald durch einen Hohlweg und danach auf Naturteppich und Asphalt zu den ersten Vorboten der Stadt führen. An der Hauptstraße werden von einem Schild herzlich als Pilger in la Souterraine begrüßt und darauf hingewiesen, dass man mittels im Boden eingelassener Bronzemuscheln durch die Stadt gelotst wird. 10 Minuten später treffen wir im Zentrum auf die im vorderen Teil vollständig eingerüstete Eglise Notre Dame. Davor prangt nochmals ein Begrüßungsschild und wir folgen der Einladung in die Kirche. Wir tragen uns in ein Buch ein und erhalten noch einmal einen schönen Pilgerstempel zum Abschluss der diesjährigen Tour.

Direkt um die Ecke befindet sich das Jakobstor und unser gleichnamiges Hotel. Das Einchecken dauert etwas, da die Dame im Restaurant viel zu tun hat. Sie erklärt uns, dass wir unser Frühstück zu jeder Zeit einnehmen können, da es in Selbstbedienung angeboten wird. Das kommt uns sehr ent-gegen, denn morgen müssen wir spätestens um 7:30 Uhr am 500 m entfernten Bahnhof sein, um unseren Zug zu erreichen.

Wir beziehen unser zugewiesenes Zimmer, das sich als sehr klein darstellt. Manche Pilgerherberge bietet mehr Platz. Aber es ist sauber und in Ordnung, wenngleich durch die Außentemperaturen sehr aufgeheizt. Unsere Kleidung werden wir heute nicht waschen, dafür schauen wir uns nach der Dusche und einer kurzen Ruhephase den Weg zum Bahnhof an, damit wir uns morgen früh nicht verlaufen. Am Bahnhof kehren wir noch einmal für ein Bier in einer Kneipe ein und kaufen auf dem Rückweg weitere Getränke. Gegen 19 Uhr öffnet das Restaurant – wir stehen überpünktlich auf der Matte und dürfen uns aus einem Menükarte unser Abendessen zusammenstellen, das bereits im Zimmerpreis eingeschlossen ist. Nach dem Essen ziehen wir uns in unser Zimmer zurück, bereiten schon alles für morgen vor und begeben uns schon früh ins Bett.









Mittwoch, 26. Juni 2019

Auf der Suche nach der Pilgerherberge

12. Etappe: Gargilesse - Crozant (21,4 km - 5 Std)

Im Endspurt unserer diesjährigen Pilgertour erwarten Jörg und ich heute extrem hohe Temperaturen. Deshalb werden wir trotz kurzer Distanz früh auf der Piste sein. 6 Uhr auf-stehen - 6:35 Uhr Abmarsch. Es ist noch recht kühl, als wir nach wenigen Schritten den Schlüssel der Herberge im Brief-kasten der Mairie hinterlegen. Unser französischer Pilger-freund - er heißt übrigens Pierrick - ist viel früher losgelau-fen, da er dem GR folgend einige Kilometer mehr bewältigen muss.

Gleich hinter der ersten Kurve erwartet uns ein erster netter Anstieg - es soll nicht der letzte für heute sein. Links von uns geht gerade die Sonne auf - ein schönes Schauspiel, aber gleichbedeutend mit höheren Temperaturen. Bevor wir uns darüber Gedanken machen können, erwartet uns die nächste Herausforderung. Es liegt eine sichtbar längere Passage auf einem Grasweg zwischen eingezäuntem Weiden vor uns. Nachteil des Ganzen: kniehohes Gras, das zudem noch mit Morgentau bedeckt und damit klatschnass ist.

Nach etwas mehr als einer Stunde gelangen wir nach Cuzion, wo eine erste Entlastung des Trageapparates erfolgen soll. Außerdem haben wir eine geöffnete Bar erwartet, in der wir ein kleines Frühstück einnehmen können. Wenn Träume doch öfter in Erfüllung gehen könnten...  So bleibt uns wenigstens die kurze Pause vor der Kirche, die auch guttut. Hinter Cuzion geht es in einen Wald hinein, durch den wir auf felsigen, schmalen und rutschigen Pfaden abwärts zum Fluss Creuse geführt werden. Wir bleiben eine Weile am Fluss, müssen uns aber hinter einer zur Wanderherberge umgebauten Mühle durch ein Dickicht kämpfen. Ergebnis: dornenzerkratzte Beine.

Über die Ponte de Piles überqueren wir die Creuse und treffen dort am Straßenrand sitzend auf Pierrick. Er fragt uns, ob er uns beim Verlassen der Herberge am Morgen gestört hätte. Zunächst verstehen wir nicht, was er von uns will, doch Jörg hat die rettende Idee. Er lässt Pierrick in sein Handy sprechen und schon haben wir mit dem Übersetzer die richtige Fragestellung. Wir werden ihn später in der gleichen Herberge in Crozant wiedersehen. Es geht weiter, und zwar gemäß meiner GPS-Daten. Abseits vom markierten Weg soll es eine Abkürzung geben, doch die entpuppt sich als ein un-zumutbares, zerfurchtes Wegstück, das wahrscheinlich im Nirgendwo endet. Durch hohes Gras und matschigen Untergrund geht es zurück zur Straße. Dieser folgen wir aufwärts, zunächst über ein paar Serpentinen, danach auf einer schier endlosen breiten Geraden bis nach Éguzon. Auf diesem kurzen Stück haben wir mal eben rund 100 Höhenmeter bewältigt. In einer kleinen Bar in Éguzon gibt es einen Kaffee, in einem Supermarkt dann auch noch etwas feste Nahrung in Verbindung mit einer längeren Pause.

Die folgenden Kilometer wechseln sich vom Untergrund ständig ab: Asphalt, Wiesen- und Waldwege. An einer Stelle „verfange“ ich mich in einem Spinnennetz und habe Mühe, dessen Einzelteile von mir abzustreifen. Inzwischen sind die Temperaturen in die Höhe geschnellt und wir sehnen unseren Zielort herbei. Doch wir müssen auch auf dem letzten Abschnitt des Tages noch etwas dranhängen, denn die vorgesehene „Abkürzung“ erscheint gleichfalls wie die erste ebenfalls nicht vertrauensvoll zu sein, sodass wir lieber ein paar Serpentinen nutzen. Unten angekommen überqueren wir das Flüsschen Sedelle und haben einen letzten Anstieg nach Crozant vor uns. Wir passieren die Ruinen einer mittelalterlichen Festung und das eigentlich für die Übernachtung vorgesehene, aber inzwischen geschlossene Hotel. Ab hier sind es „nur“ noch 1613 km bis nach Santiago – sagt jedenfalls ein Kilometerschild. Komisch, vor drei Tagen in Néret waren es bereits 1557 Kilometer, und wir sind inzwischen rund 60 Kilometer weiter nach Westen gepilgert…

Wir haben jetzt nur noch ein paar Treppenstufen vor uns und stehen vor der Église Saint-Etienne, gehen weiter in den Ort hinein bis zur Mairie, wo es den Schlüssel für die Herberge geben soll. Zur aktuellen Zeit, 12:45 Uhr, ist diese aber noch über eine Stunde geschlossen. Also nehmen wir nebenan in einer Brasserie Platz und trinken zunächst einmal etwas. Da es auch hier den Schlüssel für die Herberge geben soll, frage ich mal nach. Die Inhaberin sagt mir zu, den Schlüssel herauszugeben, wenn sie mit dem Service fertig sei. Also trinken wir noch ein weiteres Bier. Gegen 13:30 Uhr bezahle ich unsere Rechnung und bekomme auch den Schlüssel ausgehändigt. Jörg und ich bewegen uns in Richtung Campingplatz, finden dort aber kein Schloss, auf das unser Schlüssel passt. Also muss ich noch einmal nachsehen, denn in meinem Buch steht eindeutig Campingplatz.

Das scheint inzwischen aber veraltet zu sein, denn im Internet steht etwas von „alte Schule nahe der Kirche“. Dort finden wir auch ein vorher übersehenes Hinweisschild und die Herberge. Die sieht im Übrigen gut aus – eine alte Dorfschule mit sechs Betten in einem Schlafsaal. Davon belegen wir gleich zwei, gehen unter die Dusche und waschen unsere Wäsche. Inzwischen ist auch Pierrick eingetroffen. Den Nachmittag faulenzen wir, was bei 27 Grad in der Unterkunft nicht so einfach ist. Allerdings ist das im Vergleich zur Außentemperatur von 39 Grad fast wie in einem Kühlschrank. Gegen 19 Uhr machen wir uns noch einmal auf den Weg zu der Brasserie um dort etwas zu Abend zu essen. Aber was ist das? Die Brasserie hat geschlossen. Das ist ärgerlich, denn die servierten Speisen an den Nachbartischen am Mittag sahen sehr lecker aus. Zum Glück hat der kleine Lebensmittelladen gegenüber noch geöffnet, den wir beinahe leerkaufen. Jörg hat sich für Rührei mit Speck und ich für eine Dose Ravioli entschieden. Nach dem Essen ist noch einmal Duschen angesagt, wir schwitzen einfach zu viel und das fühlt sich einfach nicht gut an.










Dienstag, 25. Juni 2019

Erholungstour ins Künstlerdorf

11. Etappe: Cluis - Gargilesse (15,7 km - 3:15 Std)

Da wir heute nur eine sehr kurze Etappe unter die Füße nehmen, nutzen wir die Gunst der Stunde und stehen erst gegen 7 Uhr auf. Wir lassen uns sehr viel Zeit beim Zusammenpacken unserer Sachen und verzehren zum Frühstück die gestern Abend eigentlich als Dessert vorgesehenen, aber übrig gebliebenen Eclairs. Nach dem Eintrag im ausliegenden Gästebuch verlassen wir gegen 8:30 Uhr unsere kleine Herberge.

Schon bald erreichen wir die erste und einzige Attraktion der heutigen Etappe, einen rund 300 m langen Viadukt, von dem auch Bungeesprünge angeboten werden. Kurz darauf haben wir noch die Gelegenheit, einen Blick von unten auf die imposante Brücke zu werfen. Es geht es nun unspektaku-lär auf schmalen Landstraßen weiter, bis wir nach circa 8 km das Örtchen Pommiers erreichen. Laut unserem französischen Führer MiamMiamDoDo soll es hier einen kleinen Laden geben, indem man sich mit einem Kaffee und einem Snack verwöhnen lassen kann. Leider stimmt die Angabe nicht mehr - der Laden sieht ziemlich geschlossen aus. Die hier vorgesehene Pause lassen wir also ausfallen und entscheiden, weiter bis zu unserem Zielort Gargilesse zu laufen. In der Zwischenzeit haben wir nämlich per Mail die Zusage aus dem Rathaus für ein Zimmer in der dortigen Pilgerunterkunft erhalten. Zeitlich sollten wir es schaffen, während den Öffnungszeiten der Mairie den Schlüssel dort abzuholen.

Der verbleibende Weg führt uns weiterhin über kleine Straßen, die nur selten von Autos befahren werden. Hin und wieder geht es auch einmal durch schattige Waldgebiete. Das tut gut, denn die Temperaturen steigen auch heute weiterhin stetig an. Zum Abschluss der Wegstrecke geht es steil abwärts und gegen 11:45 Uhr stehen wir vor dem Rathaus des romantischen Dorfes, in dem ungefähr 200 Menschen leben. Auf diesem Steilstück begegnet uns mehrfach ein Radsportler, der hier Bergsprints trainiert. Wir bezahlen unseren Beitrag, bekommen Stempel und Schlüssel und gehen am Chateau de Gargilesse und der Église Saint-Laurent-et-Notre-Dame, die aus dem 10. und 12. Jahrhundert stammen, zum früheren Wirtschaftshof des Schlosses. Im oberen Geschoss ist die Herberge untergebracht. Wir haben das Zimmer 2 bekommen und finden dort allerdings nur ein Bett vor. Also laufe ich zurück zum Rathaus, wo man mir versucht zu erklären, dass ja ein zweites Bett herausziehbar sei.

Wieder zurück in der Herberge, zeige ich Jörg mit einem breiten Grinsen das zweite Bett. Allerdings erscheint uns das Zimmer mit seinen circa 3 x 3 m für zwei Personen schlichtweg zu klein. Da im Wohnbereich der Unterkunft zwei Schlafsofas stehen, wird Jörg dort seinen Schlafsack ausbreiten. Wir gehen rasch unter die Dusche und stecken die verschwitzte Wäsche in die vorhandene Waschmaschine. Danach gehen wir in die Auberge des Artistes, die wir schon im Vorbeigehen als geöffnet entdeckt haben. Auf dem Wege dorthin begegnet uns der Franzose, den wir auch schon vor drei Tagen in Le Châtelet getroffen hatten. Er wird heute ebenfalls hier übernachten. Wir bestellen uns das Tagesgericht und etwas Kaltes zum Trinken.

Der Nachmittag wird zum Ausruhen genutzt, denn bei Temperaturen um 31 Grad sollte man sich nicht großartig bewegen. Gargilesse ist ein hübsches kleines Nest mit rund zweihundert Bewohnern, in dem sich viele Künstler angesiedelt haben. Mehrere Ateliers und Galerien befinden sich auf kleinstem Raum. Ihnen ist es zu verdanken, dass der Ort von zahlreichen Neugierigen aufgesucht wird. Noch vor dem Abendessen erkunde ich die engen Straßen und versuche ein paar schöne Fotomotive zu erhaschen. Gleichzeitig nehme ich die romanische Kirche etwas genauer unter die Lupe. Sehenswert sind die original erhaltenen mittelalterlichen Fresken in der Krypta. Gegen 19 Uhr suchen wir noch einmal das Restaurant auf - wir haben uns bereits am Mittag für einen Burger entschieden und werden nicht enttäuscht. Auf dem Weg zurück zur Herberge probt vor dem Haus noch ein Seniorenchor ein paar Lieder, denen wir noch eine Weile auf der Schlossmauer sitzend zuhören. Da für uns inzwischen Zeit für die Nachtruhe gekommen ist, ziehen wir uns in die Herberge zurück. Für mich dauert das Abendkonzert noch etwas länger, denn die „Bühne“ befindet sich direkt unter meinem Zimmer.










Montag, 24. Juni 2019

Soviel Glück an einem Tag...

10. Etappe: La Châtre - Cluis (27,1 km - 5:49 Std)

Heute sollen die Temperaturen noch einmal ansteigen, sodass wir zum Abschluss der vier heißen Tage erneut früh startbereit sind. Während der Vorbereitungen lassen wir uns die gestern Abend mitgebrachte Pizza Jambon schmecken. Um 6:30 Uhr geht es los. Wie schon an den Vortagen, sind wir relativ schnell aus der Stadt heraus und befinden uns in der Natur. Wir betrachten manch einen Hof mit erstauntem Blick, denn sie ähneln feudalen Gutshöfen. Überall riecht es nach frischem Heu, denn die Ernte ist in vollem Gang. Inzwischen ist schon zur Gewohnheit geworden, mit den vielen Wassertürmen ein Spielchen zu treiben. Immer, wenn wir einen neuen Turm sehen, gebe wir einen Tipp ab, ob er zum nächsten zum durchquerenden Ort gehört.

Unsere erste Rast planen wir in dem Dorf Sarzay, dessen Chateau aus dem 12. Jahrhundert schon von weither sichtbar ist. Der prächtige Bau mit seinen vier Ecktürmen sticht in der Landschaft überdeutlich hervor. Direkt gegenüber vom Schloss steht die Türe eines Restaurants offen und wir fragen einfach mal nach einem Kaffee, den wir auch prompt bekommen. Lange wollen wir uns nicht aufhalten, denn die Quecksilbersäule steigt unaufhaltsam - und das spürbar. Wir sind froh über jede schattige Passage, die sofortige Abkühlung verspricht. Zur Abwechslung geht es wieder einmal über einen Wiesenweg. Zum Glück ändert sich der Bodenbelag mehrmals am Tag, sodass auch die Füsse etwas Ab-wechslung erhalten. Wir kommen heute wieder ganz gut vorwärts und durchlaufen mehrere kleine Weiler. Menschen begegnen uns heute keine, von anderen Pilger ganz zu schweigen.

Nach weiteren 10 Kilometern kommen wir nach Neuvry-Saint Sepulchre, einem wichtigen Ort der mittelalterlichen Pilger. Auch hier weisen uns in den Boden eingelassene Bronzemuscheln den Weg ins Zentrum der Stadt. Das Ziel damals wie heute ist die aus dem 11. Jahrhundert stammen-de Jakobuskirche, die der runden Grabeskirche von Jerusa-lem nachempfunden ist. Daran angebaut wurde eine vom Grundriss her rechteckige Basilika. Wir werden jedoch ent-täuscht, denn die Kirche verschlossen.

In der Nähe nehmen wir vor einer geöffneten Bar Platz und genehmigen uns zwei Bier. Wir sind froh, dass die Bar über-haupt offen ist - in Frankreich ist das montags nur selten der Fall. Wir haben noch ein weiteres Mal Glück. Auf der gegen-überliegenden Straßenseite befindet sich ein kleiner Lebens-mittelladen, der geöffnet ist. Wir kaufen Pasta und Sauce für den Abend sowie etwas Süßes zur „Nervenberuhigung“ und ein leckeres Eis ein. Und das Glück ist uns noch ein drittes Mal auf unserer Seite, denn beim Verlassen des Ladens sehen wir zwei Leute aus der Kirche kommen. Also gelangen wir doch noch in den Genuss, dieses außergewöhnliche Gottes-haus mit seiner interessanten Architektur auch von innen zu bestaunen. Die Kirche ist sehr spärlich ausgestattet, sie hat aber trotzdem einen gewissen Charme. An einer Säule hängt ein altes Banner mit einer Abbildung des Jakobus und dem Schriftzug „S. Jacobe Major Ora Pro Nobis – Heiliger Jako-bus, bete für uns“.

Zufrieden machen wir uns auf die letzten 8 Kilometer, die aber aufgrund der Temperaturen um die 30° - in der prallen Sonne wohl noch höher - schwerfallen. Allmählich wird das Tempo etwas langsamer und der eintönige Geschmack von Wasser wird durch ein paar frisch gepflückte Kirschen auf-gebessert. Schließlich laufen wir an den Ruinen einer mittel-alterlichen Festung vorbei und nach einem letzten steilen Anstieg sind wir gegen 13:30 Uhr in Cluis. Direkt neben der Kirche befindet sich das Refugio - ein gerade einmal drei Meter breites Häuschen. An der Türe hängt ein Zettel mit einer Adresse und zwei Telefonnummern, wo man den Schlüssel erhalten kann. Das ebenfalls vermerkte Geschäft fällt aus - montags geschlossen. Also laufen wir zwei Ecken weiter und klingeln an der besagten Adresse - keine Reaktion. Zurück an der Herberge versuche ich es per Telefon - ebenfalls erfolglos.

Wir stellen uns auf eine längere Wartezeit ein, als Jörg neben seinem Rucksack einen Pflasterstein hochhebt. Und was liegt darunter: der Schlüssel für das Refugio. Schon wieder Glück gehabt! Ich erinnere mich auch daran, als Rita vor ein paar Tagen erzählte, dass der Schlüssel in unmittelbarer Nähe der Herberg deponiert sei. Im Erdgeschoss befinden sich eine Schlafcouch, ein Gasherd, ein Kühlschrank und ein Wäschetrockner – perfekt für uns. Im Obergeschoss stehen zwei Doppelstockbetten, die jetzt uns gehören. Hier haben wir es richtig gut getroffen. Wir machen uns frisch, waschen die Wäsche und überlassen den Rest dem Trockner. Dann ist ausruhen angesagt. Neben Jörgs Bett summt es die ganze Zeit. Es dauert eine Weile, bis wir die Ursache herausfinden. Es ist eine Wildbiene, die sich an einem Bettpfosten aufgrund eines fehlenden Holzstiftes in der zurückgebliebenen Öff-nung eingenistet hat.   

Gegen 18 Uhr beginne ich mit den Vorbereitungen für das Abendessen. Jörg erkundet währenddessen schon einmal den Ort, besorgt in einer Bäckerei zwei Eclaires als Dessert, danach noch in einem Tabakladen Cola und Wasser. Nach dem Essen taucht Marie-Therese auf, die für das Refugio verantwortlich ist. Sie wundert sich, dass sie das Klingeln am Mittag nicht gehört hatte. Wir unterhalten uns auf Englisch mit ihr und sie gibt uns den Tipp, dass es erst seit ein paar Wochen einen kleinen Supermarkt im Ort gibt, der auch montags offen hat. Jörg zieht direkt los und besorgt das ein-zige was uns heute noch fehlt: kaltes Bier. Das Glück bleibt uns treu!

Etwas schwieriger gestaltet sich die Reservierung der Unterkunft am Mittwoch. Anscheinend hat das ursprünglich geplante Hotel nicht mehr geöffnet, ein zweites ist bereits ausgebucht. Im Rathaus erreiche ich zu dieser Uhrzeit niemanden mehr, also schreibe ich ein Mail, in der Hoffnung im Laufe des morgigen Tages eine Antwort auf meine Anfrage zu bekommen.








Sonntag, 23. Juni 2019

Plötzlich mittendrin

9. Etappe: Le Châtelet - La Châtre (30,6 km - 6:30 Std) 

Wie geplant stehen wir heute schon um 5 Uhr auf, damit wir nach dem schon vorbereiteten Frühstück zeitig wegkommen. Wir versuchen leise zu sein, aber auch unsere Mitbewohner sind beinahe zeitgleich auf den Beinen. Kurz nach 6 Uhr verabschieden wir uns von Rita und dem Franzosen. Als erstes erwartet uns ein Anstieg bis zu einem beeindruckenden Chateau. Beim Blick zurück auf Le Châtelet sehen wir gerade noch die Sonne am wolkigen Horizont emporsteigen. Uns fröstelt noch ein wenig, aber die Bewegung und die aufsteigende Sonne tun nun ihr übriges. Die Temperaturen stei-gen merklich an und schon bald ist es angenehm warm - circa 20°. Kurz vor dem Töpferdorf Saint-Jeanvrien begrüßt uns aus einem Dachfenster eine Pilgerfigur aus Blumentöpfen - da hatte jemand eine gute Idee. Wir so oft laufen wir aber hier auch an einer verschlossenen Kirche vorbei.

Wir folgen einer in diesem Moment ungenutzte Landstraße und planen unsere erste Rast nach ziemlich genau 12 km in Chateaumeillant ein. Jörg besorgt in einer Boulangerie ein paar Croissants, während ich die geöffnete romanische Èglise Saint-Genès aus dem 17. Jahrhundert inspiziere. Lediglich die Säulen der Vierung stammen aus einem Vorgänger-bau aus dem 13. Und ein paar wenige Mauern aus dem 14. Jahrhundert. Wir setzen uns direkt neben der Bäckerei auf die vor einem geschlossenen Lebensmittelladen platzierten Stühle und verzehren unser zweites Frühstück. Erst als eine alte Dame zielstrebig zur Eingangstüre läuft und diese auch noch öffnet, wird uns bewusst, dass der Laden geöffnet hat. Von innen ernten wir dazu einen nicht so freundlichen Blick. Wir sind jedoch fast fertig und verziehen uns ganz schnell. Gegenüber auf dem Vorplatz der Kirche sind gerade einige Leute dabei, einen bunten Blumenteppich auszulegen.

Wir werden von einer deutschen Frau, die vom Obermain stammt und hier anscheinend regelmäßig ihren Urlaub verbringt, angesprochen und gebeten, uns an einer La-Ola-Welle für einen Videoclip zu beteiligen. Sie erklärt uns, dass gleich eine kleine Fronleichnamsprozession rund und das Pfarrhaus geplant ist. Prozessionen hätten in Frankreich eigentlich keine Tradition, aber der Pfarrer würde da mitma-chen. Nur einen Augenblick später haben wir einen riesigen Palmzweig in der Hand und bilden das Ende der Welle. Nachdem der „Kameramann“ nach dem dritten Versuch mit der Aufnahem zufrieden ist, werden wir dem Pfarrer, Père Marie-Laurent, vorgestellt, der selbst fleißig an der Ausgestaltung mitwirkt. Er nimmt sich die Zeit und plaudert ein wenig mit uns. Die deutsche Urlauberin übersetzt dabei ein wenig. Zum Abschied schenkt uns Père Marie-Laurent eine kleine Marienplakette und erteilt uns noch einen Pilgersegen. Ein junger Mann möchte noch unbedingt ein Foto von uns Dreien machen Pfarrer sowie Jörg und mir machen, bevor wir uns endgültig verabschieden.

Während wir Chateaumeillant verlassen, denke ich noch eine Weile an diese sehr herzliche Begegnung. Da sich aber just in diesem Augenblick ein ordentlicher Anstieg vor uns auftürmt, konzentriere ich mich lieber darauf, zumal die Temperaturen noch einmal merklich angestiegen sind und wir nun ungeschützt in der prallen Sonne pilgern. Nachdem wir heute bisher nur Asphalt unter den Füßen hatten, gibt es nun ein „Canal-de-Berry-Revival“ mit Graswegen bis nach Néret, allerdings ohne Wasser. Kurz zuvor haben wir an einem Rastplatz mit Sitzmöglichkeit eine zweite Pause eingelegt. Eine Dame aus dem benachbarten Haus bietet uns sogar Wasser an, aber noch haben wir genügend Vorräte. Schon bald zeiehn wir weiter und erreichen das Dörfchen Néret, dessen Église Saint-Martin natürlich verschlossen ist. Vor dem Kirchplatz entdecken wir zwei Pilgerfiguren mit einer Kilometerangabe bis nach Santiago de Compostela: nur noch 1557 km!

Bevor wir nach Lacs kommen, legen wir eine letzte Pause an einer Lagerstelle für Strommasten aus Beton ein. Es sind jetzt nur knapp drei Kilometer bis La Châtre. Wenn man hier seinen Blick in die Ferne schweifen lässt, sieht die Landschaft aus, als wäre sie von Schnee überdeckt. Tatsächlich blühen hier irgendwelche angebauten Pflanzen in einem hellen Weiß. In Lacs bemerken wir im Vorbeigehen gerade noch, dass die hiesige Église Saint-Martin mit einer geöffneten Türe zu einem Besuch einlädt. Das nutzen wir gerne aus.

Nun ist noch ein Anstieg zu bewältigen, bevor wir die Vororte von La Châtre durchlaufen. Gegen 14:30 Uhr treffen wir in unserem gebuchten Hotel „Notre Dame“ ein und be-ziehen unser Zimmer im ersten Stockwerk. Auf ein Frühstück am nächsten Tag verzichten wir, da es morgen wiederum sehr heiß werden soll und wir schon um 6 Uhr auf die Piste möchten. Nach dem Duschen und Waschen hängen wir die Wäsche im Badezimmer auf eine gespannte Leine und gehen in die Stadt, um eine Kleinigkeit zu trinken und zu essen. Daraus wird mit 7,50 € das teuerste Bier der letzten Tage und eine gebratene Chorizo im Baguette.

Nach der Rückkehr in unser Zimmer gönnt Jörg sich eine Verschnaufpause, während ich mich meinem Pilgertagebuch widme. Zunächst schreibe ich die Erlebnisse des jeweiligen Tages in einem kleinen Büchlein auf, um anschließend den Text in mein Handy einzugeben. Hierzu nutze ich eine App, die Sprache relativ genau in Text umwandelt. Klar, eine Nachbearbeitung ist unbedingt erforderlich, da ich manchmal für das Gerät zu undeutlich spreche.  Zum Abschluss kopiere ich den Tagesbericht und einige Bilder in meinen Pilgerblog.

Gegen 19 Uhr macht sich ein Hungergefühl breit und wir verlegen in eine nahe gelegene Pizzeria. Die Preise sind nicht von schlechten Eltern, aber dafür ist das Essen sehr schmackhaft. Auf dem Rückweg zum Hotel nehmen wir in einer benachbarten, aber wesentlich kleineren und günstigeren Pizzeria ein paar Dosen Bier und eine Pizza Jambon mit, die morgen vor dem Abmarsch unser Frühstück sein wird.










Samstag, 22. Juni 2019

Rita aus Flandern, die ewige Pilgerin

8. Etappe: Saint Amand-Montrond - Le Châtelet (26 km - 5:25 Std)

Da unsere Unterkunft heute geschlossen hat, besteht auch keine Möglichkeit, ein Frühstück zu bekommen. Die Bäckereien haben aber bereits früh geöffnet, und so verabreden wir uns für 7 Uhr, um vor dem Aufbruch ein paar Croissants einzukaufen. Die nächste Boulangerie ist auch nur we-nige Minuten von unserer Unterkunft entfernt. Bevor wir unser Frühstück in Jörgs Zimmer einnehmen, packen wir unsere Siebensachen zusammen, damit wir im Anschluss sofort loslegen können. Gegen 8 Uhr verlassen wir das Foyer de Jeune Travailleurs und ziehen von dannen - zunächst in Richtung Orval.

Wir überqueren den Fluss Cher und landen hinter der Brücke an einem Kreisverkehr, in dessen Mitte ein ausrangiertes Kampfflugzeug ausgestellt ist. So etwas würde es in Deutschland nie geben. Da es gerade ein wenig vom Himmel tropft, verpacken wir vorsichtshalber die Rucksäcke. Noch ist es frisch, doch mit zunehmender Bewegung empfinden wir die Temperatur als sehr angenehm. Wir verlassen schon sehr bald die Hauptstraße und laufen auf einer Nebenstraße in Richtung Bouzais weiter. Die dortige Église Saint-Roche ist zwar verschlossen, aber es sind einige Telefonnummern an-gegeben, wo der Schlüssel erhältlich ist - allerdings leider nicht samstags.

Es geht weiter, erneut durch ländliches Gebiet mit landwirtschaftlicher Nutzung, über die Autobahn A71 und vorbei an einsamen Gehöften. Nach ungefähr neunzig Minuten legen wir eine erste Pause ein. Es ist bemerkenswert, wie schnell sich der Körper von der Last des Rucksackes erholen kann, wenn man ihm eine kurze Regeneration einräumt. Jetzt pilgern wir auch einmal zur Abwechslung durch schattigen Wald. Bei den ständig steigenden Temperaturen tut das gut. Hinter einem solchen Waldstück erkennen wir schon von weitem eine Person mit Rucksack am Wegesrand sitzen. Wir unterhalten uns kurz auf Deutsch mit der älteren Dame aus Flandern, die heute ebenfalls bis nach Le Châtelet gehen möchte. Ich gebe ihr noch einen Tipp für eine Bleibe, da die von ihr und uns ursprünglich ausgewählte Unterkunft nicht mehr existiert.

Auf dem weiteren Weg beschäftigt mich die Frau noch etwas. Einen Tag bevor wir in Augy bei Hanny und René waren, hat dort eine Belgierin übernachtet. Ihren Eintrag im Gästebuch der Herberge habe ich mit dem unsrigen fotografiert. Ich erinnere mich außerdem daran, dass René auch von einer solchen Frau gesprochen hatte. Meine Vermutung ist, dass es sich tatsächlich um diese Rita handelt, die wir auf dem Weg getroffen haben. René erzählte uns von einem Mord auf dem spanischen Camino vor Jahren, und Rita sei die Mutter des Getöteten. Seitdem sei sie in jedem Jahr auf Jakobswegen unterwegs. Das gibt einem schon zu denken…

Unsere Route führt weiter über Planche (wo es auch eine Übernachtungsmöglichkeit gibt). Dort schwimmen in einem benachbarten Teich fünfzehn kleine Entenküken um ihre Mutter herum - ein nettes Bild. Wenig später treffen wir in Loye-sur-Arnon ein. Hier werden wir unsere ausgiebige Mit-tagsrast für den heutigen Tag einlegen. Das ortsansässige Restaurant hat heute geschlossen, aber zum Glück führt uns ein Hinweis zu einer Käserei ganz in der Nähe. Dort verkauft uns die sogar Englisch sprechende Mitarbeiterin verschiedene Käse aus der eigenen Produktion, die wir an einem netten Rastplatz neben der Église Saint-Martin verspeisen. Die Kirche ist sogar geöffnet, ziemlich dunkel, aber mit einer besonderen Atmosphäre. So gibt es noch viele erhaltene alte Wandmalereien, z.B. einen Sternenhimmel im Chorraum.

Nachdem wir uns ausgiebig ausgeruht haben, stehen noch circa 11 km Restweg für an. Dieser führt uns über Feld, Wirtschafts-, Wiesen- und Waldwege. Unterwegs passieren wir eine idyllisch gelegene alte Mühle einschließlich Teich und laufen kurz danach an einem Markierungszeichen vorbei und damit in die falsche Richtung. Glücklicherweise bemerken wir sehr schnell, dass wir in die falsche Richtung unterwegs sind und kehren um. So ziemlich genau nach 5 km pausieren wir noch einmal und erreichen schließlich um 15:15 Uhr unsere Unterkunft in Le Châtelet. Wir werden von unseren Vermietern, dem Ehepaar Francois empfangen. Ein weiterer Pilger aus der Bretagne ist ebenfalls schon da. Wir werden außerdem darüber informiert, dass auch noch eine gewisse Rita sich für die Übernachtung angemeldet hat...

Jörg und ich bekommen ein Zimmer mit zwei Einzelbetten im Obergeschoss, was uns sehr erfreut. Wir müssen zwar immer durch das Zimmer des Franzosen laufen, aber das stört auf dem Camino niemanden. Nach dem Duschen wird die Waschmaschine angeworfen und wir kaufen im örtlichen Supermarkt für das Abendessen Brot, Käse und Schinken. Später sitzen dann alle vier Übernachtungsgäste am Tisch und verspeisen ihr mitgebrachtes Essen. Mit Rita führen wir noch angenehmes Gespräch, indem sie uns gerne an den Erfahrungen ihrer unzähligen Jakobswege teilhaben lässt. In diesem Jahr wird sie vier Monate unterwegs sein. Es macht Spaß, aus ihrem großen Erfahrungsschatz den Geschichten vom Camino zuzuhören. Ihre dunkelste Geschichte lässt sie allerdings unerwähnt…

Da die Temperaturen ab morgen noch weiter ansteigen werden, stellt uns Monsieur Francois bereits das Frühstück raus, damit wir das Haus verlassen können, wann wir möchten. Einhellig haben wir uns alle dazu entschieden, bereits gegen 6 Uhr die nächste Etappe anzugehen.