Porto - Valença do Minho
Die Nacht war erneut unruhig. Es lag aber daran, dass wir unsere gewaschenen Sachen ins geöffnete Fenster zum Trocknen aufgehängt haben. Unter unserem Fenster befindet sich eine Bushaltestelle, die auch in den späten Abendstunden gut genutzt wird. Dazu sorgt die mit Kopfsteinpflaster belegte Straße für eine weitere Geräuschkulisse. Als Ergebnis stand in der Nacht ein mehrmaliges Erwachen zu Buche. Trotzdem waren die meisten Kleidungsstücke am Morgen trocken.
Gegen 8 Uhr gehen wir ins Erdgeschoß zum Frühstück, das soweit in Ordnung war. Gestärkt packen wir unsere Rucksäcke zusammen und geben sie an der Rezeption zur Aufbewahrung ab. Dann beginnen wir unseren wir Teil 2 von unserem Rundgang durch Porto. Erstes Ziel der Torre dos Clérigos. Wir sind pünktlich zur Öffnungszeit am Eingang, nur eine Handvoll weiterer Besucher wartet schon vor uns. Verbunden mit der Turmbesteigung ist ein geleitete Rundgang durch eine Ausstellung sakraler Kunst. Beeindruckend ist der Blick von der Empore in die zugehörige Kirche, die, wie fast alle Kirchen in Porto, sehr prunkvoll ausgestaltet ist. Schließlich steigen wir rund zweihundert Stufen aufwärts und befinden uns auf der oberen Plattform. Von hier aus haben wir einen unübertrefflichen Blick auf das alte und das moderne Porto. Der Torre dürfte den besten Ausblick auf die Stadt bieten.
Als nächstes suchen wir die Igreja do Carmo auf. Unterwegs laufen wir erneut an der Buchhandlung Lello vorbei, vor der die Warteschlange schon jetzt ebenso lang ist, wie gestern Abend. Mit dem Eintrittsgeld wird dort bestimmt mehr Umsatz gemacht als mit Buchverkäufen. In der Kirche findet gerade noch ein Gottesdienst statt, sodass wir von einem Besuch zunächst absehen. Dafür entdecke ich, dass in dem Gebäude zwei Kirchen nebeneinander untergebracht sind. Das war aus der Ferne nicht erkennbar. Also besuchen wir zunächst die Igreja dos Carmelita und danach die benachbarte Kirche. Beide sind wunderschön ausgestaltet.
Als nächstes gehen wir durch schmale Gassen in Richtung Douro und passieren dabei die Haltestelle der Életrico, der historischen Straßenbahn von Porto. Damit bin ich schon zweimal bis ans Meer gefahren, um dort meinen Camino Portugues zu beginnen. Zufällig bereitet gerade ein Zugführerin das Fahrzeug für die nächste Fahrt vor. Nur ein paar Schritte entfernt ist auch schon das Ufer des Douro. Wir schlendern an einer Promenade bis zur Ponte Luiz I., wo wir über eine lange aufsteigende Treppe in den oberen Bereich der Stadt gelangen.
Hier schaue ich mir noch die mit zahlreichen Azulejos verzierte Igreja de Santo Ildefonso an, die bei meinen letzten Besuchen leider verschlossen war. Inzwischen ist es kurz vor 12 Uhr und wir besorgen uns im Supermarkt eine 3 Kleinigkeit zum Essen. Dabei dürfen die leckeren Pastel de Nata nicht fehlen. Wir verzehren das Gekaufte in der Nähe unseres Hotels, wo für solche Zwecke Tische und Stühle auf einem Platz bereitstehen. Ein Blick auf die Uhr zeigt an, dass wir fast zehn Kilometer zurückgelegt haben. Danach holen wir unsere Rucksäcke im Hotel ab und gehen zum Bahnhof Sao Bento, wo unser Zug schon auf Gleis 1 bereitsteht. Wir finden einen guten Platz und pünktlich um 13:05 Uhr geht es los.
Bei der Fahrkartenkontrolle zeige ich brav meine ausgedruckten Tickets vor. Der Kontrolleur sagt mir, dass ich mir beim nächsten Mal den Ausdruck sparen kann, da er in seinem System die Namen der Reisenden hat. Das erscheint mir deutlich einfacher als bei uns. Auf dem Weg nach Valença do Minho halten wir unter anderem auch in Barcelos, Tamel, Viana do Castelo und Caminha vier Orte, die direkt am Camino liegen und in denen ich schon gewesen bin. In Tamel habe ich sogar aus dem Zug die markierte Strecke erkennen können. Genau nach Fahrplan kommen wir um 15:10 Uhr in Valença an und beziehen nur zehn Minuten später unser Zimmer im Hotel Val Flores. Unseren ersten richtigen Pilgerstempel bekommen wir mit dem morgigen Datum auch schon.
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, machen wir noch einen weiteren Spaziergang in das historische Valença, das sich innerhalb einer stark befestigten Anlage auf einer Erhebung befindet. Die kleinen Gassen sind vollgestopft mit Textilgeschäften und einigen Restaurants. Wir schauen uns die Capella de Bom Jesus und die Iglesia de Santa Maria dos Anjos an. Letztere befindet sich immer noch in dem gleichen erbärmlichen Zustand wie vor sechs Jahren. Von hier oben hat man einen schönen Ausblick auf die Grenzbrücke über den Minho, die wir morgen auf dem Weg nach Spanien überschreiten werden. Auf dem Rückweg zum Hotel kaufen wir noch etwas Verpflegung und Getränke für morgen ein und treffen auch noch Markierungszeichen in Blau für den Camino de Fatima. Dann wird geduscht, gewaschen und nebenan ein Pilger Menü eingenommen. Morgen ist dann das Touristenleben zu Ende und wir werden richtige Pilger auf dem Jakobsweg sein. Zum Abschluss des Tages gibt es noch ein leckeres Abendessen im Restaurant Cristina direkt neben dem Hotel. Susanne wählt gegrillte Dorade, ich Calamares. Dazu gibt es einen großen Salatteller für uns beide. Zufrieden und gut gesättigt geht es schon etwas früher ins Bett, irgendwie sind wir jetzt müde.
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