Mittwoch, 10. Juli 2024

Immer geradeaus…

10.07.2024 Bazas - Captieux (18,5 km)

Heute morgen regnet es leicht, aber wir haben Zeit bis zum Aufbruch. Es hört immer wieder auf, fängt aber nach kurzer Unterbrechung wieder leicht an. Zum Frühstück haben wir gestern ein Baguette und Käse gekauft, das wird jetzt Zug um Zug verspeist. Um 8:15 Uhr brechen wir auf, Alain ist bereits vor ein paar Minuten losgezogen. Wir drehen zunächst eine Runde durch die Stadt bis zur Kathedrale und biegen kurz davor nach rechts ab. Schließlich landen wir hinter einer Schule wieder auf der stillgelegten Bahntrasse, die jetzt als Fahrrad- und Wanderweg dient.

Nach 1,5 Stunden beginnt es wieder leicht zu regnen und wir beschließen an einer naheliegenden Bank die Schutzhüllen für die Rucksäcke rauszuholen. Doch in dem Moment endet der leichte Nieselregen und wir machen eine erste Pause. Die Strecke verläuft zumeist schnurgeradeaus, nur hin und wieder sind Kurven vorhanden. Am Rande steht das Gras manchmal sehr hoch, sodass wir es oftmals an den Arm bekommen. Hinter Bernos-Beaulac laufen wir durch einen Kiefernwald. Die ganze Atmosphäre ist seltsam, denn es herrscht eine ungewohnte Stille. Kein Vogelzwitschern oder sonstigen Waldgeräusche, lediglich unsere Schritt sind zu hören.


Wir sind bereits rund 12 Kilometer gelaufen und überlegen gerade, ob wir eine weitere Unterbrechung einlegen sollen. Die Entscheidung wird uns einfach gemacht, denn von der nächsten Sitzbank winkt uns Alain zu. Da sagen wir natürlich nicht nein. Er hat auch eine gute und eine schlechte Nachricht für uns. Die schlechte: er konnte in Roquefort noch keine Reservierung vornehmen. Die gute: er ist morgen vor uns dort und übernimmt das dann vor Ort. Im Gespräch höre ich heraus, dass er in der Herberge der Gemeinde reservieren wollte. Ich gebe den Tipp, die Herberge der Jakobusgesellschaft zu versuchen. Diese bietet auch gleichzeitig Abendessen und Frühstück auf Spendenbasis an. Alain wartet nicht lange und spricht mit einer Dame. Am Ende habe wir morgen auch eine Unterkunft, die zudem sehr komfortabel erscheint.


Es wird allmählich Zeit, weiterzugehen. Wir schnallen die Rucksäcke auf den Rücken - Alain schleppt rund 20 Kilo - und marschieren los. Der ehemalige belgische Offizier legt trotz des Gewichtes ein strammes Tempo vor, Respekt. Eine gute Stunde bleiben wir ihm auf den Fersen, dann legt er die nächste Pause ein. Und wir laufen wieder unser gewohntes Tempo. Wir werden uns in Captieux wiedersehen. Es sind auch nur noch rund drei Kilometer auf dem Bahndamm, bis wir gehen 13:00 Uhr den früheren Bahnhof der Stadt erreichen. Neben der Post führt eine schmale Gasse zur Herberge, die wir auch rasch finden. Lediglich die Türe scheint verschlossen und so entledigen wir uns unserer Schuhe und warten, bis um 14:00 Uhr die Türe geöffnet wird, um an die Schlüsselbox zu kommen. 


Schon bald trifft auch Alain ein. Wir können uns glücklich schätzen, einen ehemaligen belgischen Offizier dabei zu haben, denn er findet die richtige und vor allem geöffnete Tür. Die kleine Herberge ist mit sechs Betten ausgestattet und hat neben zwei Duschen auch eine Kochgelegenheit. Bevor und aber heute um Material und Körper kümmern, beschließen wir drei, zunächst einmal etwas trinken zu gehen. Neben der benachbarten Kirche ist ein Bistrot, wo wir uns zwei große Grimbergen-Biere (natürlich aus Belgien) und eine Portion Pommes genehmigen. Dabei tauschen wir uns richtig toll aus und haben viel zu lachen. Unter anderem erfahren wir auch, dass Alain vor seiner Pensionierung im Range eines Obersten war. Das lässt er aber überhaupt nicht heraushängen, im Gegenteil. Er ist ein echter Kamerad. Den Tag lassen wir ruhig ausklingen mit einer Pizza am Abend und weiteren guten Gesprächen.













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